Supraphon SU 3786-2 131
1 CD • 56min • 1991
01.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit dieser bereits vor dreizehn Jahren aufgenommenen CD veröffentlicht Supraphon zwei der markantesten Werke der tschechischen Kammermusik. Das ebenfalls aus Tschechien stammende Guarneri Trio interpretiert die beiden Werke mit einer Souveränität und Selbstverständlichkeit, dass man ohne Abstriche von Authentizität sprechen kann.
Der Gehalt der 1855 (Smetana) und 1890/91 (Dvorák ) entstandenen Werke ist höchst unterschiedlich. Strahlt das sich an der Dumka, einem ukrainischen Tanz, orientierende Trio von Dvorák trotz seines oft recht melancholischen Charakters eine positive Grundstimmung aus, so dominiert im Trio Smetanas trauriger Ernst: Der Anlass der Entstehung war zutiefst tragisch, denn kurz zuvor war Smetanas vierjährige Tochter gestorben.
Bereits der Beginn des Dumky-Trios fasst die wesentlichen Merkmale dieser Interpretation zusammen. Das Spiel ist äußerst klangvoll, hat viel Kraft und Elan. Der volkstümliche Charakter der Tänze wird kultiviert herausdestilliert, die Instrumente klingen obertonreich und würzig. Die sechs Sätze breiten verschiedene Landschaften aus, geformt aus Elegik, weicher Melancholie und stürmischer Intensität. Die Musiker spielen mit einer fast improvisatorischen Leichtigkeit, wobei die Transparenz des musikalischen Satzes immer gewahrt bleibt.
Eine ganz andere Welt eröffnet das Smetana-Trio. Im Vordergrund steht die auch in zunächst hellen Passagen immer wieder durchbrechende Klage, welche in verschiedensten Facetten herauszuhören ist. Das Guarneri Trio interpretiert Smetanas als absolute Musik komponierte Totenklage als sehr persönliches Werk, in dem die Musik wie eine Spirale um Momente hoffnungsloser Trauer zu kreisen scheint. So etwa im Kopfsatz, in dem sich aus dem zunächst idyllisch verträumten Seitensatz Momente eines schaurig-trotzigen Optimismus entwickeln. Oder gegen Ende der Durchführung, wo das Klavier sich in Erinnerungen zu verlieren scheint, dann aber fast brutal von der Reprise mit ihrem fatalistischen Hauptthema in der Violine an die Realität erinnert wird. Im Mittelsatz haben die verschiedenen Abschnitte einen je eigenen Charakter, sie wirken wie Personen in einem imaginären Trauerspiel. Das sehr energisch begonnene Finale bewegt sich so schnell, als wolle es der Zeit entfliehen. Wie die Musik dann plötzlich vom Klavierbaß gestoppt wird und sich eine weiche Klage in den Streichern aussingen kann, gehört zu den berührendsten Momenten auf dieser CD.
Die Instrumente werden mit sehr differenzierten Klangfarben wiedergegeben, lediglich das Klangbild ist um eine Spur zu flach. Insgesamt präsentiert Supraphon hier eine Referenzaufnahme in Bezug auf die Interpretationsqualität der tschechischen Musik des 19. Jahrhunderts.
Robert Spoula [01.09.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Klaviertrio Nr. 4 e-Moll op. 90 (Dumky) | |
Bedřich Smetana | ||
2 | Klaviertrio g-Moll op. 15 |
Interpreten der Einspielung
- Guarneri Trio Prag (Ensemble)