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Besprechung CD

cpo 777 043-2

1 CD • 69min • 2003

31.05.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

In seinem hilfreichen Einführungstext meint Habakuk Traber, Ahmed Adnan Saygun habe seine vierte Sinfonie als „konzentriertes Musikdrama ohne Worte” oder „Tonfilm ohne Bilder” komponiert. Diese Beschreibung trifft das ebenso mächtige wie konzentrierte Werk (es dauert in der vorliegenden Aufnahme keine 25 Minuten) auf den Punkt: Ständig werden wir in neue Szenen hineinversetzt, begegnen uns neue instrumentale Hauptdarsteller; die Atmosphäre, eben noch martialisch rhythmisiert und wuchtig, kann wie durch harte Schnitte jäh in eine Trauerszene umschlagen, beinahe impressionistische Klänge mit wenigen Handgriffen auf herbe, harte Ausbrüche folgen. Und doch spürt man hinter allem die Organisation eines bedeutenden „Drehbuchautors“, dem es ein leichtes ist, die drei Akte seiner dramatischen Erzählung zwingend zusammenzuhalten. Das verrät besonders der zweite Satz, eine enorme, rundum bezwingende und ergreifende Passacaglia, die – irgendwo zwischen dem Bartók des Konzerts für Orchester und dem Schostakowitsch der vierten Sinfonie angesiedelt – einen bleibenden Eindruck hinterläßt.

Ein instrumentales Monodram ist dann auch das 1967 entstandene Violinkonzert, dessen Protagonist hier zugleich der Erzähler ist, sich dabei aber in ähnlichen Formen bewegt wie die neun Jahre jüngere Sinfonie: Ein ausgedehnter und zerklüfteter Kopfsatz, ein bewegendes Lamento (hier freilich mit eingelassenem Scherzo-Teil) und ein vergleichsweise konziser, scharf geschnittener Epilog, der in einem lapidaren, völlig überraschenden Schluß endet – das ist hier wie dort der große Rahmen, der eine unerhört sprachgewaltige Musik umfängt.

Diese Eloquenz macht die Solistin Mirjam Tschopp nun im Violinkonzert zusammen mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter ihrem Chef Ari Rasilainen zu einem Erlebnis, das wirklich ein solches ist, weil wir gar nicht anders können, als hörend mitzuerleben und gewissermaßen szenisch mitzuempfinden, was Ahmed Sayguns episches Werk zu berichten weiß: Wieder streift er gelegentlich unsere guten alten Bekannten – im Finale etwa marschiert Serge Prokofieff ein kleines Stück neben ihm her; doch niemals käme man auf den Gedanken, Saygun habe sich in Ermangelung eigener Gestalten bei andern „bedient“. Vielmehr scheint es, als habe er seine Dramen – die Symphonie und das Konzert – nur deshalb gelegentlich mit vertrauten Zeichen besetzt, damit man sich auf seinen bunten, lebensvoll bevölkerten Bühnen zurechtfindet.

Die kleine, dreisätzige Orchestersuite des 27jährigen Saygun beschließt das Programm als folkloristischer und volkstümlich gemeinter Appendix und wie eine Maßeinheit, die erst ersichtlich macht, welch riesigen Weg der Komponist im Laufe von drei, vier Jahrzehnten hinter sich gebracht hat. Es ist dies der würdige Abschluß der sinfonischen Gesamtaufnahme, mit der aber der Einsatz des Labels für Ahmed Adnan Saygun hoffentlich nicht zu Ende ist.

Rasmus van Rijn [31.05.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ahmed Adnan Saygun
1Sinfonie Nr. 4 op. 53
2Violinkonzert op. 44
3Suite op. 14 für Orchester

Interpreten der Einspielung

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