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Besprechung SACD

Philips 475 6200

1 SACD • 71min • 2004

08.11.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Zum Charakter des Spiels der Pianistin Mitsuko Uchida gehört als ein wichtiger Zug, daß sie meist alles tut, um vergessen zu machen, daß das Klavier eigentlich ein Schlaginstrument ist und auch so klingen kann. Sie spielt sehr legatoreich, was sich naturgemäß kaum störend bemerkbar macht, weil das schön gedeckte Dauer-Legato eine ästhetische Qualität für sich hat. Nun ist Mozarts Musik mit Klavier ja selten besonders ruppig angegangen worden, aber auf einer Platte mit vier großartigen Violinsonaten, die sie mit dem Geiger Mark Steinberg einspielte, wirkt Uchidas Sanftheit noch einmal um einige Grade auffälliger: Sie begleitet Steinberg so, als ob sich schwerer, edler Samt unter dessen ohnehin auch sehr feinsinniges, kaum einmal aggressives oder keckes Spiel legen würde.

Am besten paßt dies zu den introvertierten Moll-Sätzen, etwa im „Andante" der A-Dur-Sonate KV 526 oder zur verhaltenen Sonate e-Moll KV 304: Die schattenhafte Melodie zu Beginn der e-Moll-Sonate gerät wirklich zauberisch, weil Geige und Klavier zu einer gänzlich neuen Farbe verschmelzen; und auch im hyper-feinen pianissimo des Menuetts verwirklicht Uchida wohl am reinsten, was sie sich in ihrem weltentrückten Mozart-Bild eben so vorstellt. Daß es sich hierbei nicht um das alleinherrschende Bild handelt, zeigt eine nur wenig zeitversetzt erschienene Aufnahme von Hilary Hahn und Natalie Zhu: Hier umfaßt die Anschlagspalette auch einmal kraftvoll gesetzte Töne; vor allem kann Hahn mehr Initativen zeigen als Steinberg, der zu sehr auf seine eigene, nach innen gekehrte Sensibilität konzentriert ist, als daß er im Zusammenspiel mit Uchida größere Initative ergreifen könnte.

Ab und an ist dann auch der Klaviersatz etwas zu wenig reliefartig, zu wenig quasi dreidimensional durchgestaltet: Müßten sich etwa im Tempo di menuetto der F-Dur-Sonate KV 377 die Vorschläge nicht plastisch von einem Hintergrund abheben? Mitsuko Uchida spielt mehr oder weniger alles auf einer einheitlichen Ebene, überaus kultiviert, aber sie unterschlägt sicherlich eine andere, quasi-räumliche Ebene, die den Stücken eben auch einkomponiert ist. Das heißt nicht, daß auf Virtuosität verzichtet würde: Das Allegro der F-Dur-Sonate KV 377 oder das Presto aus der A-Dur-Sonate KV 526 stellen eine lustig wirbelnde Geläufigkeit aus, aber immer eine, die aus einer gelassenen spielerischen Perspektive präsentiert wird. Die Lesart Uchidas und Steinbergs ist also nicht zu eindimensional, aber sie ist sicherlich in eine einheitliche Farbe getaucht; diese kann besonders denjenigen faszinieren, der die schweren, warmen Farbtöne liebt.

Auf einem ganz anderen Blatt steht der unerträgliche Begleittext, den der Geiger Mark Steinberg selbst verfaßt hat. Er hat ein Mischmasch aus Klischees wie etwa Mozarts tränenseligem Lächeln und ähnlichen Untiefen zu Papier gebracht. Sein Musizieren ist besser.

Vergleichsaufnahme: Mozart, Violinsonaten KV 301, 304, 376, 526; Hilary Hahn, Violine; Natalie Zhu, Klavier; Deutsche Grammophon 477 557 2

Prof. Michael B. Weiß [08.11.2005]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Sonate F-Dur KV 377 KV 374e für Violine und Klavier
2Sonate major KV 293c KV 303 for Violin and Piano (Mannheimer Sonate Nr. 3)
3Sonate e-Moll KV 304 KV 300c
4Sonate A-Dur KV 526 für Violine und Klavier

Interpreten der Einspielung

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