cpo 777 097-2
2 CD • 2h 13min • 2003
09.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wieder ein neuer Fund im lange verschlossen gehaltenen Oeuvre des Richard Wagner-Sohnes Siegfried: Sonnenflammen, 1912 fertiggestellt, aber erst sechs Jahre später in Darmstadt uraufgeführt, ist in Text und Musik ein typisches Produkt des Fin-de-siècle, mit starken Einflüssen des Jugendstils und der Décadence. Im Zentrum der Handlung steht der Ritter Fridolin, der den Ehemann seiner Geliebten erschlagen hat, zur Buße auf den Kreuzzug nach Jerusalem geht, doch auf halbem Wege im Sündenpfuhl Byzanz hängen bleibt und sich dort im Wortsinne zum Narren macht. Am Ende geht das Reich des Kaisers Alexios in Rauch und Trümmern unter und Fridolin nimmt sich das Leben.
Siegfried Wagner hat große Teile der Partitur in Santa Margherita geschrieben und die mediterrane Sinnlichkeit ist die hervorstechende Qualität seiner Musik, die nur in Ansätzen an den Übervater Richard erinnert. Zwar gibt es in Sonnenflammen eine Reihe von Leitmotiven, die den handelnden Figuren zugeordnet sind und schon im zehnminütigen Orchestervorspiel exponiert werden, doch der Hauptakzent liegt in der musikalischen Beschwörung der byzantinischen Welt, der die rauhe Tonsprache der fränkischen Ritter entgegengesetzt wird. Das nachromantische Orchester entfaltet dabei eine impressionistische Klangfarbenpalette.
Der Mitschnitt einer konzertanten Aufführung aus Halle, den cpo jetzt veröffentlicht, macht Lust, das Werk auch auf der Bühne kennenzulernen. Denn in dieser Oper zeigt sich Siegfried Wagners Begabung fürs Theater ganz deutlich. Die Musik ist nicht sinfonisch, sondern immer szenisch konzipiert, und es spricht sehr für diese Aufführung, daß sie auch die visuelle Phantasie des Hörers anregt. Der Dirigent Roger Epple findet mit dem bestens disponierten Orchester die richtige Balance zwischen dramatischem Vorwärtsdrängen und klangsinnlichem Verweilen. Die Sängerbesetzung ist durchweg überzeugend. Roman Trekel ist als Kaiser Alexios nicht nur brutaler Libertin, sondern zugleich schüchterner Liebhaber mit bestrickendem Bariton-Schmelz, Eva Bátori deckt mit sinnlich gleißendem Zwischenfachsopran das vulkanische Innenleben der jungfräulichen Iris auf und Richard Brunners dramatischer Tenor hat auch Farben für die vielen schwachen Seiten des Antihelden Fridolin. Ein gestalterisches Kabinettstück ohne Outrage bietet der Tenorbuffo Niels Giesecke als Hofnarr Gomella.
Ekkehard Pluta [09.12.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Siegfried Wagner | ||
1 | Sonnenflammen (Oper in drei Akten, 1912) |
Interpreten der Einspielung
- Roman Trekel (Alexios - Bariton)
- Michaela Schneider (Irene - Sopran)
- Richard Brunner (Fridolin - Tenor)
- Jürgen Trekel (Albrecht - Bass)
- Nils Giesecke (Gomella - Tenore buffo)
- Eva Bátori (Iris - Sopran)
- Ulrike Schneider (Eustachia - Alt)
- Ulrich Studer (Gottfried - Bariton)
- Orchester des Opernhauses Halle (Orchester)
- Chor des Opernhauses Halle (Chor)
- Roger Epple (Dirigent)