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Besprechung CD

A Joker's Tale – Dan Laurin

21st-century music for recorder

BIS CD 1425

1 CD • 59min • 2002

08.02.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Hinter dem ominösen Titel „A Joker’s Tales“ verbirgt sich eine Fortsetzung der 1994 auf dem gleichen Label erschienenen CD „The Swedish Recorder“ (BIS-CD 685). Hier wie dort sind Blockflötenkonzerte und Kammermusik zeitgenössischer schwedischer Komponisten vereint. Dan Laurin, weltreisender Virtuose und Professor für Blockflöte an der Königlichen ? in Stockholm, hat dank seiner hohen Reputation inzwischen Zugriff auf die prominentesten Komponisten seines Heimatlandes. So sind auf der CD mit Daniel Börtz, Ingvar Karkoff und Fredrik Österling nicht allein drei verschiedene Generationen schwedischer Komponisten vertreten, die beiden erstgenannten zählen – auch auf internationalem Parkett – zu den bekanntesten Vertretern schwedischer Gegenwartsmusik.

Daniel Börtz ist vor allem als Schöpfer größerer sinfonischer Werke sowie von Opern und Konzerten hervorgetreten. Zwei Konzerte hat er inzwischen für die Blockflöte geschrieben: das hier eingespielte A Joker’s Tales entstand 1999 für Dan Laurin, 2002 komponierte er für die dänische Blockflötenvirtuosin Michala Petri Pipor och klockor (Pfeifen und Glocken). Es verwundert kaum, dass es Börtz als erfahrenem Orchesterkomponisten gelingt, die Blockflöte effektvoll mit großem Sinfonieorchester zu kombinieren. Die Bandbreite des Ausdrucks ist groß – Salven von Blechbläsern und lärmendem Schlagzeug korrespondieren mit hohen Blockflöten, gleichsam aleatorische Passagen stehen im Kontrast zu verzauberten, intimen Nachtstück-Episoden und führen zu einem überraschenden, skurrilen Schluss.

Während Börtz – bei aller Wertschätzung! – eher auf bekanntes Vokabular setzt, überrascht der 15 Jahre jüngere, 1958 geborene Ingvar Karkoff in seinem im Jahr 2000 komponierten Konzert für Blockflöte und Blasorchester (sic!) durch eine ganz eigene Klangsprache. Ganz recht bemerkt er selbst in einem Einführungstext, dass sein Konzert „musikalisch nur sehr schwer einzuordnen sei“. Im Mittelsatz des Werkes lässt er Laurin u.a. „con voce“ spielen, ihn also gleichzeitig singen und spielen, was auf der Blockflöte einen merkwürdig skurrilen Klang erzeugt. Mir erscheint das etwas überkommene, vielleicht allzu vordergründige Ausloten der avantgardistischen Klangmöglichkeiten des Instruments in den kadenzartigen Solopassagen das einzige Manko des Konzertes zu sein. Die tänzerischen Passagen des Schlusssatzes auf der Sopranblockflöte tauchen das Finale in ein helles, heiteres Licht.

Keines der beiden eingespielten konzertanten Werke ist ein „Virtuosenkonzert“ im eigentlichen Sinne, sondern beide setzen mehr auf instrumentenspezifische Poesie, ohne freilich die humorvolle, kecke Seite des Instruments zu vernachlässigen.

Nicht ganz verständlich bleibt, weshalb in der Anordnung der CD nach zwei effektvollen konzertanten Stücken nun noch ein Kammermusikwerk an letzter Stelle erscheint; weitaus geschickter wäre es zwischen den beiden großbesetzten Konzerten zu plazieren gewesen.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Fredrik Österlings 2003 entstandenem Blockflötentrio Les Voix du Silence um ein originelles Werk von faszinierender Ausdrucksdichte (nach Petrarcas Canzona Nr. 36). Mögen auch nicht alle sechs Sätze von gleicher musikalischer Konsistenz sein, so gelingt Österling in den besten Momenten (etwa im 5. Satz) Musik von großer Eindringlichkeit und lyrischer Kraft, vom Trio Paradox kongenial musiziert.

Fast erscheint es überflüssig zu erwähnen, dass Laurin mit der ihm eigenen Souveränität zu Werke geht und mit dieser CD einen gewichtigen Beitrag zum zeitgenössischen Konzertrepertoire für die Blockflöte geleistet hat.

Heinz Braun † [08.02.2006]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Daniel Börtz
1A Joker's Tale (1999/2000)
Ingvar Karkoff
2Konzert für Blockflöte und Blasorchester (2000)
Fredrik Österling
3Les Voix du Silence (Sechs Sätze für Blockflötentrio, 2003)

Interpreten der Einspielung

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