Portugal
NCA 60167
1 CD/SACD • 76min • 2006
01.12.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die eigentlichen Stars dieser Produktion sind das Studio 10 des Deutschlandradios sowie das technische Team, das für diese Aufnahme verantwortlich zeichnet. Ich kann mich nicht erinnern, schon jemals eine Kammermusikeinspielung gehört zu haben, in der ein Raum nicht zwangsläufig durch die gespielten Töne entstand, sondern als eigenständige, quasi selbstbewußte Größe existierte – ähnlich einer Schatulle, einem kostbaren Etui vielleicht, in das die Stücke gelegt, nein: mit äußerster Behutsamkeit gebettet sind.
Man denke sich: Zwei Streichquartette, zwei Besetzungen mit Bläserquintett, eine weitere Aufnahme mit Klavier allein, und alles klingt so, als sei die Umgebung nur und ausschließlich auf dieses Ensemble oder jenes Instrument abgestimmt worden. Einfach mustergültig und eine akustische Offenbarung!
Kommen wir nun zum Inhalt der Schatulle, so werden neben der Verschiedenartigkeit der instrumentalen Kräfte auch deutlich unterschiedene kompositorische Qualitäten zu verzeichnen sein. Die Fünf kurzen Stücke von Jorge Peixinho (1940-1995) sind die Arbeit eines seinerzeit neunzehnjährigen Musikers, der sich anscheinend gerade mit den Segnungen der Dodekaphonie anfreunden wollte (mir kam vor, ich hätte dieselben Sachen schon unter dem Namen Wolfgang Fortner oder Ernst Krenek gehört); das 1957 entstandene Bläserquintett von Filipe de Sousa (Jg. 1927) fällt nach einen köstlichen, die Lust auf mehr ganz entschieden weckenden Kopfsatz bedauerlicherweise immer stärker ab. Doch die beiden Streichquartette von Joly Braga Santos (1924-1988) und José Vianna da Motta (1868-1948) sind ganz und gar hinreißende Werke, vorzüglich gearbeitete und empfundene Romantik, vom Eosander-Quartett exzellent umgesetzt und in dem bereits ausführlichst gewürdigten Raum traumhaft zum Leben erweckt. Das Kabinettstückchen der gesamten Produktion steht schließlich gleich am Anfang des Programms: ein Septett für Bläserquintett, Klavier und Xylophon (!) des 1940 geborenen António Victorino d’Almeida, das vom ersten bis zum letzten Takt dahinschnurrt wie ein modernes Divertissement, quirlig, spritzig, besonders frech durch das provokante Geklöppel auf dem „hülzern G’lachter” und wieder mal einer der schönsten Beweise dafür, daß sich in den Zeiten abstrusester künstlerischer Philosophien an den Rändern der „wichtigen” Kulturzentren der Keim für vorteilhafte Entwicklungen festsetzt.
Klang der Welt: Titel und (gelungenes) Outfit der CD deuten auf eine geplante Serie hin. Sollte ich das richtig interpretiert haben, so bitte ich hiermit um eine Fortsetzung auf demselben künstlerischen und technischen Niveau.
Rasmus van Rijn [01.12.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
António Victorino d' Almeida | ||
1 | Septett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Klavier und Xylophon | |
Joly Braga Santos | ||
2 | Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 27 | |
Jorge Peixinho | ||
3 | Fünf kurze Stücke für Klavier | |
Filipe de Sousa | ||
4 | Bläserquintett | |
José Vianna da Motta | ||
5 | Streichquartett Nr. 2 G-Dur |
Interpreten der Einspielung
- Quintettsolisten der Deutschen Oper Berlin (Ensemble)
- Eosander Quartett (Ensemble)