100 Transcendental Studies
Fredrik Ullén
BIS 1373
1 CD • 71min • 2003, 2005
21.02.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Entdeckung des riesenhaften kompositorischen Nachlasses von Kaikhosru Shapurji Sorabji (1892-1988) macht gute Fortschritte. Richtete sich das Interesse zunächst auf solche gigantomanischen Werke wie Opus Clavicembalisticum und die Klaviersonaten sowie auf einige Genrestücke mit romantisch klingenden Titeln – Werke, für die sich Pianisten wie Geoffrey Douglas Madge, Marc-André Hamelin oder Jonathan Powell einsetzten –, so rücken jetzt kürzere, ja aphoristische Stücke ins Blickfeld, die statt des weitschweifigen ornamentalen Stils von Sorabji die knappe Ausarbeitung einer bewußt begrenzten kompositorischen Idee bevorzugen. Dazu gehören auch die 100 transzendentalen Etüden, die Sorabji 1940-44 schrieb, in deutlicher Anlehnung an Liszt, aber auch Scriabin und Busoni. Hier gibt es akkordgriffige Toccata-Etüden neben solchen über Intervallparallelen (wie in Scriabins op. 65), Etüden über gebrochene Akkorde oder mit vertrackten rhythmischen Akzenten, womit Sorabji die gleich betitelten Werke Ligetis um 40 Jahre vorausnimmt.
Der schwedische Pianist Fredrik Ullén hat schon mit einigen klavieristischen Grenzerfahrungen von sich reden gemacht und bietet auch hier eine technische Bravourleistung, vor allem, was die rasche Aufeinanderfolge weit auseinanderliegender Griffe betrifft. Mehr aber noch widmet er sich einer gleichsam poetischen Entdeckung dieser Miniaturen, von denen die längste 5‘40‘‘, die kürzeste 0‘58‘‘ lang ist, für Sorabjis Verhältnisse geradezu „peanuts“. Aber diese „schmecken“ exquisit. Auf die Fortsetzung darf man höchst gespannt sein.
Dr. Hartmut Lück † [21.02.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Kaikhosru Shapurji Sorabji | ||
1 | Études transcendantes (1940/1944) |
Interpreten der Einspielung
- Fredrik Ullén (Klavier)