cpo 777 072-2
1 CD • 67min • 2004
13.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei gewichtige Raritäten des dänischen (Zu-)Spät-Romantikers Ludolf Nielsen (1876–1939) sind hier in vorzüglichen Ersteinspielungen zu hören: Die Ouvertüre zur Oper Isbella op. 10 (1903–7; ein intensives Drama um eine schöne Spanierin, die sich in jenen französischen Soldaten verliebt, der ihren Vater auf dem Gewissen hat) bezeichnet Beiheft-Autor Jens Cornelius völlig zu Recht als “erfolgreich und inspiriert”. Hauptwerk der Produktion ist das einstündige Ballett in zwei Akten Lackschmi op. 45, mit dem Nielsen 1922 großen Erfolg hatte. Die Melodien dieser musikalisch geschilderten Liebesgeschichte aus Indien sind eingängig, die Tänze voll exotischem Kolorit, und das gesamte Werk ist eine ausgewogene Abfolge von ruhigen und bewegten Teilen. Wiederholungen und Ostinati kennzeichnen den Stil des Balletts und verleihen ihm mitunter eine geradezu hypnotische Suggestionskraft, freilich gelegentlich mit vehementen dramatischen Ausbrüchen. Zwar vermißt man, wenn man von Werken wie Ravels Daphnis et Chloe verwöhnt ist, ein wenig die thematische Durchformung, doch die Musik ist schön zu hören und sehr farbig instrumentiert: erstaunlich, über welch weite Palette Nielsen verfügte! So reiht sich Lackschmi ein in die großen orientalischen Ballett-Fresken der Jahre nach dem ersten Weltkrieg, irgendwo zwischen Khamma von Debussy/Koechlin und dem ähnlich umfangreichen, noch weitaus berückenderen, monumentalen Ballett Belkis, Königin von Saba von Ottorino Respighi (das leider bis heute keiner Gesamteinspielung gewürdigt wurde). Man wünscht sich allerdings aufgrund des illustrativen Charakters von Nielsens Musik, einmal das ganze Werk auf einer Bühne (resp. DVD) sehen zu können. Doch bedauerlicherweise ist in den Zeiten des modernen Tanztheaters das große Ballett des 20. Jahrhunderts völlig aus der Mode gekommen. So bleibt als Trost diese auch von der Interpretation her hoch erfreuliche Audio-CD, bei deren Einspielung das australische Queensland Orchestra unter der inspirierenden Leitung von Werner Andreas Albert zur Hochform auflief. Der Klang hat bewährte Rundfunk-Qualität (es handelt sich um eine Co-Produktion mit der Australian Broadcasting Corporation).
Dr. Benjamin G. Cohrs [13.03.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludolf Nielsen | ||
1 | Isbella op. 10 (Ouvertüre) | |
2 | Lackschmi op. 45 (Or An Indian Tale, Ballett in 2 Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Queensland Symphony Orchestra (Orchester)
- Werner Andreas Albert (Dirigent)