Claudio Monteverdi
Sexto Libro dei Mardigali
naïve OP30423
1 CD • 64min • 2005
09.06.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„Monteverdis sechstes Madrigalbuch ist ein Buch der Trennungen. Schmerzhaft-endgültig jene, die durch den Tod herbeigeführt werden; von sanfter Leidenschaft erfüllt jene, die zwei Liebende bei Sonnenaufgang nach einer Liebesnacht erfahren. Doch tritt oft eine leichte Schwermut an die Stelle der Trauer und des Schmerzes, die die zärtlichsten Erinnerungen überleben lässt, gemildert durch die verflossene Zeit.“ schreibt Rinaldo Alessandrini im Begleittext dieser CD, und tatsächlich durchzieht seine Interpretation eine Atmosphäre rückwärts schauender Wehmut, die einem Mann, der sich in der Mitte seines Lebens befindet, vielleicht nicht ansteht. Doch ist Monteverdi zur Zeit der Veröffentlichung seines sechsten Madrigalbuches 47 Jahre alt, hatte also seinen Lebenszenith für damalige Zeiten durchaus überschritten. Doch nicht ein persönlicher Rückblick bestimmt die Sammlung, zwei herbe Verluste, die Monteverdi anfangs des 17. Jahrhunderts erlitt, bestimmen die wehmütige Atmosphäre: 1607 war Claudia Cattaneo, Monteverdis Ehefrau, gestorben, ein Jahr später traf ihn der Tod Caterina Martinellis, der jungen Sängerin und Lieblingsschülerin, die als Premierenbesetzung für die Rolle der Ariadne in der verloren gegangenen Oper Arianna vorgesehen war und im Hause des Komponisten lebte. Die Bearbeitung des Lamento d’Arianna für dieses Madrigalbuch kann sicherlich mit Fug und Recht ebenso als Lamento alla memoria di Claudia wie als ein solches alla memoria di Caterina gedeutet werden. Und es gab noch einen der um Caterina trauerte: Herzog Vincenzo Gonzaga, dessen klagendes Gedenken metaphorisch den Text der Sestina von Scipione Agnelli durchzieht.
Rinaldo Alessandrini stellt dieses Zeugnis von Monteverdis innigsten und zärtlichsten Empfindungen mit äußerstem Feingefühl dar und zeigt zugleich, dass die persönliche Teilhabe des Komponisten an den Inhalten dieser Sammlung seine künstlerischen Energien keinesfalls lähmte, sie eher anspornte. In unvergleichlicher Meisterschaft entfaltet sich in diesen Werken ein Kaleidoskop von Empfindungen und Leidenschaften, die einen angesichts schwerer Schicksalsschläge überkommen, ebenso wie zu Trost und Besänftigung liebe Erinnerungen die Qualen lindern mögen. So wird durch die musikalische Gestaltungskraft des Künstlers aus seiner Introspektion in die eigene leidende Seele eine allgemein gültige Aussage über seelische Not und ihre Bewältigung. Laurence Heym, die verdiente Tonmeisterin und Produzentin vieler Aufnahmen bei opus 111 hat mit einem glasklaren Tonbild diese außerordentlichen Interpretationen in ein ideales Klanggefäß gefüllt.
Detmar Huchting [09.06.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Claudio Monteverdi | ||
1 | Sexto Libro dei Madrigali (1614) |
Interpreten der Einspielung
- Concerto Italiano (Ensemble)
- Rinaldo Alessandrini (Leitung)