Johann Ludwig Bach Mache dich auf, werde Licht
Carus 83.186
1 CD • 68min • 1981
22.06.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Ludwig Bach (1677-1731) kam 1699 als Musiker an den Meininger Hof, dessen Kantor er schon drei Jahre später wurde. 1711 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod 1731 aus. Johann Sebastian Bach schätzte die Musik seines acht Jahre älteren Vetters sehr, schrieb sie ab und führte sie 1726 in Leipziger Gottesdiensten auf. Johann Ludwig Bachs Musik steht ganz in der mitteldeutschen Tradition des 17. Jahrhunderts. Durch die Verhaftung mit ihrer Region wirkt sie im Vergleich zu Johann Sebastians Kantatenschaffen, das mit musikdramatischen und konzertanten Darstellungsformen in lebendigem Austausch mit dem gleichzeitigen europäischen Musikschaffen steht, schlichter. Die überaus sorgfältig gefertigte Musik des „Meininger Bach“ überzeugte indessen nicht nur Vetter Johann Sebastian – noch der Neffe Carl Philipp Emmanuel, der stilistisch inzwischen zu neuen Horizonten aufgebrochen war, schätzte Johann Ludwig Bachs Werke ob ihrer handwerklichen Qualität.
Die vorliegende Aufnahme war bereits als LP im Handel, für die Wiederveröffentlichung auf CD ist jetzt noch die Kantate Die mit Tränen säen hinzugekommen, die man seinerzeit in weiser Voraussicht auf die größere Speicherungsfähigkeit des kurz vor der Markteinführung stehenden neuen Mediums der CD gleich auch eingespielt hatte.
Auch nach einem Vierteljahrhundert hat dieses Porträt von Johann Ludwig Bach nichts von seiner ursprünglichen Frische verloren. Die Interpretationen strahlen meditative Ruhe und konzentrierte Sammlung aus, was spätere Aufnahmen von Hermann Max gelegentlich vermissen ließen. Die festlichen Aspekte der Musik des Meininger Hofkantors und -kapellmeisters müssen dabei keinesfalls zurückstehen, auch sie kommen voll zur Geltung. Das Solistenquartett ist vorzüglich aufeinander abgestimmt, besondere Freude bereitet dabei das Wiederhören von Barbara Schlick in ihrer besten Zeit und der vorzüglich disponierte jugendliche Wilfried Jochens. Die Altistin Mary Nichols und der Bass Stephen Varcoe stehen ihren Kollegen in nichts nach, was die Gestaltung dieser im besten Sinne predigenden Musik angeht. Man würde zur Darstellung dieser Musik heute wahrscheinlich auf einen Chor verzichten und eine solistische Aufführungspraxis wählen; angesichts des Alters der Aufnahme wäre es indes eine Spitzfindigkeit, hieraus einen stilistischen Vorwurf zu machen; es gereicht diesen Einspielungen aus dem Jahr 1981 eher zur Ehre, dass der hier zugrunde liegende Interpretationshorizont den Gedanken an neuere Erkenntnisse für die stilgerechte Darstellung barocker Kirchenstücke (so hießen geistliche Kantaten damals) nahelegt.
Die Tontechnik entspricht dem damaligen Kenntnisstand und war vorzüglich, kann aber angesichts heutiger technischer Möglichkeiten nicht mehr mit der Höchstnote beurteilt werden.
Detmar Huchting [22.06.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Ludwig Bach | ||
1 | Mache dich auf, werde Licht | |
2 | Ja, mir hast du Arbeit gemacht | |
3 | Er machet uns lebendig | |
4 | Die mit Tränen säen (Kantate) |
Interpreten der Einspielung
- Barbara Schlick (Sopran)
- Mary Nichols (Alt)
- Wilfried Jochens (Tenor)
- Stephen Varcoe (Bariton)
- Jugendkantorei Dormagen (Chor)
- Das Kleine Konzert (Orchester)
- Hermann Max (Dirigent)