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Besprechung CD

Naxos 8.559280

1 CD • 74min • 2005, 2006

17.01.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Diese Produktion bietet endlich einmal die Gelegenheit, Bernsteins bedeutendes Ballett Dybbuk in der ursprünglichen Fassung von 1974 zu hören – meines Wissens erstmals seit Bernsteins eigener Aufnahme mit dem New York City Ballet Orchestra aus dem Jahr der Uraufführung. Vergleicht man diese Version mit den beiden Suiten, die Bernstein nur ein Jahr später für den Konzertgebrauch herstellte, fällt auf, das Bernstein nur sehr geringfügige Kürzungen vorgenommen hat. Es handelt sich also bei den beiden Dybbuk-Suiten, die Bernstein ebenfalls selbst eingespielt hat (z. B. DGG 447 956-2), nicht so sehr um Auskopplungen, sondern eher um eine konzertante Neufassung des dreiteiligen Ballets, das zu diesem Zweck auseinander genommen und in der Reihenfolge neu zusammengesetzt wurde, nun in zweiteiliger Form – möglicherweise auch aus praktischen Erwägungen: Die beiden Vokalpartien für Männerstimmen sind nunmehr alle in der ersten Suite untergebracht; das macht es möglich, die rein instrumentale zweite Suite auch allein aufzuführen. Vergleicht man beide Versionen, so wirkt die Urfassung von der Dramaturgie her weit schlüssiger. Das liegt vor allem daran, daß Bernstein den ursprünglichen Schluß des Ballettes – die Austreibung des Dybbuk (Exorcism, Tr. 18) sowie Reprise and Coda (Tr. 19) – in der Umarbeitung bereits ans Ende des ersten Teils setzte, während der ursprüngliche Schluß des ersten Teils, The Dream (Tr. 5), zum Finale der zweiten Suite wurde.

Nachdrücklich und überzeugend plädiert Dirigent Andrew Mogrelia hier für die Erstfassung. Er hat in den letzten Jahren überwiegend in der Ballettszene gearbeitet, war unter anderem von 2003 bis 2005 musikalischer Leiter des San Francisco Ballet Orchestra, und ist in dieser Musik hörbar zu Hause. Seine Interpretationen dieser Bernstein-Ballette sind ein völlig anderes Kaliber als seine Einspielungen der Sinfonien von Zdenek Fibich und Orchesterwerke von Josef Suk (Naxos), die ich wenig aussagekräftig fand. Straff und flüssig musiziert, stellt Mogrelia vor allem die dunken Farben des Balletts schön heraus, das zwar in der jüdischen Geisteswelt angesiedelt ist, aber insgesamt ausgesprochen russisch wirkt.

Im Anschluß daran wirkt das andere Jerome-Robbins-Ballett, Fancy Free (1944), schon von seiner Thematik her (drei Matrosen auf Landurlaub reißen drei Mädchen auf) wie eine kalte Dusche, doch auch hier entwickelt Mogrelia herrlichen Drive, ohne, wie manchmal Bernstein selbst, ins Hysterische, Überhetzte zu verfallen. Der musikalische Fluß ist immer genau in jener Schwebe zwischen Vorangehen und Zurückhalten, die einen durchgängigen Schwung garantiert. Dabei kommen subtile Nuancen der Instrumentierung und die vielen Überlagerungen klanglicher Ebenen voll zu ihrem Recht. Das Nashville Symphony Orchestra hat seit 1983 mit seinem Chefdirigenten Kenneth Schermerhorn einen regelrechten Quantensprung gemacht (vergl. auch die fantastische Einspielung der West Side Story, Naxos 8.559126); im September wurde dem mit der Einweihung der neuen Schermerhorn-Concert-Hall Rechnung getragen. Sie soll eine vorzügliche Akustik haben. Nicht so leider die für diese Aufnahme verwendete Blair Hall; der Klang ist zwar natürlich und räumlich, aber besonders in den lauten Tutti etwas stumpf. Höchsten Ansprüchen wird mithin nicht restlos Genüge getan. Das tut allerdings dem musikalischen Wert der CD kaum Abbruch.

Dr. Benjamin G. Cohrs [17.01.2007]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Leonard Bernstein
1Dybbuk
2Fancy Free (Ballett)

Interpreten der Einspielung

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