OehmsClassics OC 804
1 CD • 79min • 2006
13.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Konzeption dieses Liedprogramms stammt von Irwin Gage, dem die ausübenden Künstler denn auch ihre Einspielung gewidmet haben. Die Kombination Liszt-Wagner hat tieferen Sinn, denn der Einfluß des Freundes und späteren Schwiegervaters auf den Komponisten des „Tristan“ steht außer Zweifel. Ob man Liszt zu den herausragenden Liedkomponisten des 19. Jahrhunderts rechnen darf, ist freilich ebenso fraglich wie die Eignung des revolutionären Musikdramatikers Wagner für das intime Genre.
Vor allem in jüngeren Jahren neigte Liszt dazu, die vertonten Texte regelrecht zu vergewaltigen. Da entfacht er in Heines „Loreley“ einen heftigen pianistischen Seesturm, wo es der Dichter mit ironischer Gelassenheit offen läßt, ob der Schiffer tatsächlich mit seinem Kahn untergeht. An Goethes „Der du von dem Himmel bist“ hat er sich gleich dreimal versucht, die erste (1843) und die dritte Version (1860) zeigen einen Reifeprozeß vom Überschwänglichen zum Einfachen. In den drei Petrarca-Sonetten steigert sich die Leidenschaft gelegentlich ins Opernhafte, dabei wird die literarische Sonettform durch häufige Textwiederholungen vor allem der letzten Zeilen zur Unkenntlichkeit verzerrt.
Alexander Schmalcz reizt die pianistischen Möglichkeiten der Lieder aus, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Die Balance mit der Singstimme ist vorbildlich, offenbar auch das Resultat längerer Zusammenarbeit mit dem Bariton Konrad Jarnot, der hier wieder eine reiche Palette stimmlicher Farben zeigt und sich mit Hingabe an den Texten festbeißt. Dabei kommt es auch zu manchen Überpointierungen, doch entsprechen die dem Kompositionsstil. Dass Liszt ihn sehr häufig in exponierte tenorale Lagen führt, macht dem Sänger keine Probleme, auch in der gelegentlich geforderten Basslage klingt die Stimme noch resonant.
In der Gesamtdramaturgie dieses Programms ist es durchaus schlüssig, dass der Bariton auch die für eine Frauenstimme komponierten Wesendonck-Lieder Wagners übernimmt, zumal die Texte zwar eine weibliche Empfindungswelt widerspiegeln, das lyrische Ich aber geschlechtsunabhängig erscheint. Der Bogen von Petrarcas Laura zu Richards Mathilde ist einleuchtend und man versteht bei Jarnot mehr Text als bei den meisten weiblichen Kollegen.
Ekkehard Pluta [13.09.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Im Rhein, im schönen Strome S 272 | 00:02:43 |
2 | Die Loreley S 273 | 00:06:14 |
3 | Ich möchte hingehen | 00:08:26 |
4 | Vergiftet sind meine Lieder S 289 | 00:01:33 |
5 | Schwebe, schwebe, blaues Auge | 00:04:12 |
6 | Blume und Duft | 00:02:48 |
7 | Thou that from the heavens art S 279 | 00:03:34 |
8 | Thou that from the heavens art S 279 | 00:04:34 |
9 | Oh, when I sleep S 282 | 00:05:18 |
10 | Zwei Petrarca-Sonette | 00:15:16 |
Richard Wagner | ||
14 | Wesendonck-Lieder WWV 91A | 00:19:59 |
Interpreten der Einspielung
- Konrad Jarnot (Bariton)
- Alexander Schmalcz (Klavier)