César Franck
Intégrale de l'œuvre vocale avec orgue Vol. 1
Aeolus AE-10013
1 SACD • 76min • 2007
31.10.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aus César Francks reichhaltigem Oeuvre ist, obwohl sein Name stets einen nicht unbedeutenden Klang hatte, im internationalen Musikbetrieb eigentlich nicht sehr viel mehr präsent geblieben als seine Sinfonie d-Moll und einige weitere kleinere Orchesterwerke, die dann schon auch den Raritätenstatus in sich tragen. Franck hatte verhältnismäßig spät angefangen, quasi offizielle Konzertmusik zu komponieren, die über funktional bestimmte Genres wie insbesondere die Kirchenmusik hinausreichte; er wirkte lange Zeit nicht in erster Linie als Komponist, sondern als Pianist und nicht zuletzt auch als Organist, allein über 30 Jahre an St-Clotilde in Paris: Das Werk bis hinein in die 1870er Jahre – da war Franck bereits weit in seinen 40ern – besteht denn auch hauptsächlich aus liturgischer Musik, der immer ein Gebrauchsmoment anhaftet, wenn sie sich nicht zugunsten eines übergreifenden, rein geistlichen Momentes aus der reinen Funktionalität befreit.
Dennoch sollte der an Franck interessierte Musikfreund erfahren können, was der Meister in seiner Frühzeit leistete. Die auf dem Label Aeolus erscheinende Gesamtaufnahme mit dem gesamten Vokalwerk, insofern es eine Orgelbegleitung einschließt, zuzüglich einiger kleinerer Orgelstücke, ist daher sehr willkommen. Die erste Folge, die unter der Leitung von Bernard Tétu entstand, bringt Stücke, die allesamt zwischen 1858 und 1866 komponiert wurden, also während der Frühzeit Francks an St-Clotilde. Darunter finden sich wahre Juwelen wie etwa das so konzise wie ausdrucksvolle Ave Maria CFF 217 für Sopran, Violoncello und Orgel, in dem Franck sowohl seine melodischen als auch seine kontrapunktisch-kanonischen Fähigkeiten in vollendetem Schmelz zeigt; die Sopranistin Katia Velletaz kann sich hier mit ihrem reichen, sinnlichen Timbre sehr wirkmächtig entfalten. Andere Stücke weisen weit in Francks Zukunft: Wer wird bei den einleitenden Harfenakkorden des O salutaris CFF 206 für Baß, Violoncello, Harfe und Orgel nicht an den doppeldeutigen Mittelsatz der späteren Sinfonie d-Moll denken? Andere Stücke sind deutlich konventioneller gehalten wie etwa das Quae est ista CFF 212 für Tenor, Chor, Harfe und Kontrabass, doch sie sind von hohem dokumentarischem Wert, weil sie das beachtliche Niveau der damaligen kirchenmusikalischen Praxis erfahrbar machen.
Von großem Interesse sind auch die Registrierungen der Orgel, die, abgesehen etwa von dem äußerst massiven Offertoire CFF 96A, sehr sanft sind und damit Francks organistischen Stil wiederspiegeln. Die Sänger singen allesamt mit reinen, kräftigen Stimmen, reizvoll timbriert, aber uneitel, also der kirchlichen Funktion angemessen – tatsächlich sind auch chorischen wie solistischen Parts von vornherein so angelegt, daß sie weniger eine schöne Stimme in den Vordergrund stellen, als vielmehr mit Respekt, ja, Demut die Texte vortragen. Dieser sorgfältigen, nicht zuletzt herausragend kommentierten Edition ist breite Beachtung zu wünschen, bei Hörern, welche die französische Romantik oder eben speziell César Franck schätzen, nicht zuletzt aber auch vielleicht bei Chorleitern, die auf der Suche nach so anspruchsvollem wie unbekanntem Repertoire sind, das mit vernünftigem Aufwand zu bewältigen ist.
Prof. Michael B. Weiß [31.10.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
César Franck | ||
1 | Quare fremuerunt gentes CFF 215 (Offertoire pour la fête de Sainte-Clotilde) | 00:04:51 |
2 | Veni creator CFF 218 | 00:03:42 |
3 | Quae est ista CFF 212 (Offertoire pour les fêtes de l'Assomption, de la Conception et du Mois de Marie) | 00:06:18 |
4 | Offertoire fis-Moll CFF 96A | 00:03:56 |
5 | O salutaris hostia CFF 208/1 | 00:03:10 |
6 | Ave Maria CFF 208/2 | 00:03:06 |
7 | Tantum ergo CFF 208/3 | 00:03:10 |
8 | Domine Deus in simplicitate CFF 210 (Offertoire pour les premiers dimanches du mois) | 00:03:36 |
9 | Andantino As-Dur CFF 86 | 00:05:14 |
10 | O salutaris hostia CFF 207 | 00:03:17 |
11 | Ave Maria CFF 217 | 00:03:37 |
12 | Offertoire H-Dur CFF 95 | 00:05:11 |
13 | Domine non secundum CFF 213 (Offertoire pour un temps de pénitence) | 00:03:45 |
14 | O salutaris hostia CFF 206 | 00:04:14 |
15 | Offertoire g-Moll CFF 92 | 00:07:39 |
16 | Dextera Domini CFF 211 (Offertoire pour le Saint-jour de Pâques) | 00:09:55 |
Interpreten der Einspielung
- Katia Velletaz (Sopran)
- Stephan MacLeod (Bass)
- Emiliano Gonzales Toro (Tenor)
- Maîtrise du Conservatoire Populaire de Musique de Genève (Chor)
- Fabrice Pierre (Harfe)
- Magali Dami (Dirigent)
- Amandine Lecras (Violoncello)
- Rodrigo Favaro (Kontrabass)
- Diego Innocenzi (Orgel)
- Bernard Tétu (Dirigent)