cpo 777 287-2
2 CD • 1h 41min • 2005
13.11.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eigentlich wollte ich wenigstens eine kleine Glosse über das Konterfei anbringen, das Sandro Ivo Bartoli, der Solist der Aufnahme, auf der Rückseite des Booklets hat abdrucken lassen. „Isch ‘abe gar kain Auto!” zuckte es mir in den Fingern, indessen mir gewisse pejorative Formulierungen des unverwüstlichen Slegde Hammer durch den Kopf fuhren. Allein, ich habe es unterlassen, denn der Bedeutung und dem musikalischen Wert der vorliegenden Gesamteinspielung würde derlei in keiner Weise gerecht ...
Die Produktion mit den sechs Klavierkonzerten sowie den miniaturistischen Variationen ohne Thema für Klavier und Orchester ist nicht nur hörbar getragen von der inneren Überzeugung des Pianisten und des Dirigenten, sondern sie weckt obendrein einen ganz erstaunlichem Appetit auf mehr Musik von Malipiero. Die gewissermaßen entwicklungslose, immer eher blockhafte Montage; der bisweilen geradezu befremdliche Verzicht auf die große Virtuosengeste; die Innerlichkeit, wie sie uns in vielen der langsamen Mittelsätze und ganz besonders im Zentrum des zweiten Konzertes entgegentritt; diese karge, nie aber nach Verzicht klingende Schreibweise mit ihren dann wieder so großen Melodien und schroffen Schrunden hat mich sofort angesprungen und mir zugleich geholfen, den ehemals nicht besonders vorteilhaften Eindruck der (bei Marco Polo erschienenen) Symphonien nachhaltig zu verbessern. Und nicht nur das: Auch das Interesse für die leider noch immer zu stiefmütterlich behandelten 1880er (Casella und vor allem Pizzetti) ist in der Zwischenzeit erheblich gestiegen – was allein für einen künstlerischen Impuls von hohen Graden spricht.
Gewiß hat Bartoli in seinem Einführungstext recht, daß sich nicht alles, was Gianfrancesco Malipiero geschrieben hat, auf gleichbleibend hohem Niveau bewegt (wer hätte das je erreicht?). Worin konkret aber diese Schwankungen bestehen, ist schwer zu sagen, weil sie sich nämlich nie dauerhaft festmachen lassen. Ich habe es mehrfach erlebt, daß mich ein und derselbe Satz in einer bestimmten Stimmung extrem kalt ließ und in einer andern emotionalen Befindlichkeit zutiefst packen konnte – was an sich auch wieder nichts ungewöhnliches wäre, wenn das „rezeptive Pendel” nicht so extrem ausschlüge: Es mag dies in erster Linie ein direkter Reflex der seelischen Berg- und Talbahn sein, auf der Malipiero durch sein biblisch langes Leben fuhr; auf jeden Fall aber ist es mir ein Zeichen, daß die Ausführenden der Essenz dieser Musik und damit dem Wesen ihres Verfassers sehr nahe gekommen sein müssen.
Rasmus van Rijn [13.11.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gian Franceso Malipiero | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 1 | 00:15:33 |
4 | Klavierkonzert Nr. 2 | 00:13:27 |
7 | Klavierkonzert Nr. 3 | 00:17:44 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 4 | 00:14:45 |
4 | Klavierkonzert Nr. 5 | 00:16:34 |
7 | Klavierkonzert Nr. 6 (Delle macchine) | 00:13:49 |
10 | Variazioni senza tema | 00:08:30 |
Interpreten der Einspielung
- Sandro Ivo Bartoli (Klavier)
- Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (Orchester)
- Michele Carulli (Dirigent)