Franz Danzi
Septette & Potpourris
Orfeo C 674 081 A
1 CD • 64min • 2004
23.05.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Franz Danzi (1763-1826), italienischer Abstammung und Klassiker der „Mannheimer Schule", gehört als viel schreibender Komponist, als viel reisender Cellovirtuose und unruhig seßhafter Opernkapellmeister in München, Stuttgart und Karlsruhe zu den Berühmtheiten seiner Zeit. Obgleich er manchen Zeitgenossen zu posthumer Größe verholfen hat, vor allem Carl-Maria von Weber, war ihm selber ein vergleichbares Nachleben verwehrt. Allenfalls mit Bläserkonzerten und farbenreichen Kammermusiken für und mit Bläsern hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt. Einen verdienstvollen Anteil daran hat der Klarinettist Dieter Klöcker, Gründer und Leiter des Consortium Classicum, fundierter Ausgräber alter Musikschätze und Spiritus rector auch der vorliegenden Coproduktion des Jahres 2004 mit dem Südwestfunk SWR. Wiederum handelt es sich um Kammermusiken Danzis mit Bläsern, um eine musikantisch schwungvolle Mischung mit Serenadencharakter, gepaart mit virtuosen Schaustellungen zur Klarinettenartistik. Alles wird bravourös, schwung- und temperamentvoll dargeboten.
Ein bißchen musikhistorisches Rätselraten gehört ebenfalls zu dem facettenreichen Programm, aus dem der Larghetto-Satz des E-Dur-Septettes Opus 15 (Track 9) als ein besonderes musikalisches Glanzstück des Konzertmeisters heraussticht – dank der hingebungsvollen Geigenkantilene im wiegenden Siciliano-Rhythmus. Nicht verraten werden die Quellen und Originalvorlagen der ausgewählten Werke. So erfährt man nur, daß es sich bei den Septetten um traditionelle Bearbeitungen von Sextetten handelt. Dank Klöckers Vorliebe für eine Verstärkung der Cellostimme mit einem Kontrabaß erklingen sie hier nun als Oktette , während auch die Vorlagen zu den Klarinetten-Potpourris offensichtlich unbekannt sind und ungenannt bleiben. Typisch und belebend für das Zuhören ist die abwechslungsreiche Zusammenstellung der Themen und Gefühlsumschwünge im Hinblick auf Tempo- und Rhythmuswechsel, auf die Kontraste von melodieseliger Galanterie und halsbrecherischen Spielfloskeln für den Solobläser Klöcker.
Mag auch der allen Mitwirkenden eigene moderne Darbietungsstil mit seiner Brillanz, Präzision und Perfektion immer wieder in die Nähe einer unterkühlten Spielroutine geraten, so ist solche Kritik dennoch mit Vorsicht zu äußern. Wie sollte die Alternative zu einer derart meisterhaften Consortium-Virtuosität klingen? Eher offenbart sich so die eine oder andere Schwäche des Komponisten. Damals modische Einflüsse aus Paris mit ihren oft oberflächelnden Sonderformen des „Quatuor brillant" und „Quatuor concertant" sind nicht zu überhören. Daß Danzi als Cellist dennoch alle figurativen Möglichkeiten und Stärken speziell der Klarinette auszukosten verstand, beweist Klöckers superbes Können. Vergleichbares gilt für das blasende Horn-Fagott-Duo des Ensembles und für den Konzertmeister am Geigenpult. Deutlich sparsamer bedenkt der Komponist dagegen die Mittelstimmen des Streichersatzes, darin seinen Vorbildern Mozart und Weber deutlich unterlegen. Summa summarum: ein CD-Programm mit animierender Stücken, das Hörgenuß garantiert.
Dr. Gerhard Pätzig [23.05.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Danzi | ||
1 | Septett Es-Dur op. 10 | 00:19:32 |
5 | Klarinetten-Potpourri Nr. 3 B-Dur | 00:11:59 |
6 | Klarinetten-Potpourri Nr. 1 B-Dur op. 45 | 00:09:17 |
7 | Septett E-Dur op. 15 | 00:23:06 |
Interpreten der Einspielung
- Consortium Classicum (Ensemble)
- Dieter Klöcker (Leitung)