Nordic Autumn Orchestral Songs
cpo 777 262-2
1 CD • 57min • 2006
22.05.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Da sich finnische Künstler, die auf den internationalen Podien und Opernbühnen eine immer mehr herausragende Rolle spielen, in der Regel auch als Herolde ihrer nationalen Musik verstehen, haben wir Resteuropäer unterdessen gelernt, dass diese nicht nur aus den weltweit anerkannten Werken von Jean Sibelius besteht. Nicht nur finnische Schallplattenfirmen, sondern auch das deutsche Entdecker-Label cpo haben in den letzten Jahren wesentlich dazu beigetragen, unsere entsprechenden Repertoire-Kenntnisse zu erweitern. Der neueste Fund sind Orchesterlieder des frühen 20. Jahrhunderts in einer Produktion des Bayerischen Rundfunks. Der Übervater Sibelius (1865-1957) wird da mit Kompositionen seiner finnischen Nachfolger Leevi Madetoja (1887-1947) und Selim Palmgren (1878-1951) sowie des Schweden Ture Rangström (1884-1947) konfrontiert.
Als gemeinsamen Nenner aller dieser Orchesterlieder kann man die Betonung sinfonischer Strukturen auf Kosten der liedhaften Einfachheit ausmachen. Diese behauptet sich am ehesten in den Einzeltiteln Ein seltsamer Vogel und Im Morgennebel von Palmgren, der ein Meister der Miniatur war und auch im Orchester eher mit dem feinen Pinsel zeichnete. Für die anderen gibt Sibelius mit Luonnatar den Takt vor. Die von ihm gewählte Gattungsbezeichnung Symphonisches Poem für Sopran und Orchester trifft auch auf die Zyklen Herbst von Madetoja und Die Auserkorene von Rangström zu. In diesen Kompositionen schwimmt die menschliche Stimme gleichsam in einem ständig aufgewühlten Klangmeer.
Das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer scheint es zu genießen, so richtig in die Vollen gehen zu können und hat, sonst bewährt vor allem im südländischen Repertoire, mit dem nordischen Idiom nicht die geringsten Probleme. Camilla Nylund ist eine engagierte, sehr textbezogen arbeitende Gestalterin der Gesangsparts, suggestiv gelingt ihr vor allem der Rangström-Zyklus. Leider hat sie ihren von Haus aus brunnenklaren lyrischen Sopran zu früh zu dramatischen Partien, vor allem zu Wagner gedrängt, was sie nun mit scharfen und flackernden Höhen bezahlen muß. Speziell in Luonnatar verdirbt sie damit den guten Gesamteindruck, im Vergleich zu der neueren Referenzeinspielung mit Soile Isokoski (Ondine ODE 1080-5) fällt sie deutlich ab.
Ekkehard Pluta [22.05.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ture Rangström | ||
1 | Den Utvalda für Sopran und Orchester (lyrische Szene) | 00:23:04 |
Leevi Madetoja | ||
10 | Syksy-sarja op. 68 | 00:16:04 |
Selim Palmgren | ||
16 | En sällsam fågel op. 95 | 00:06:57 |
17 | Aamun autereessa op. 106 Nr. 2 | 00:01:36 |
Jean Sibelius | ||
18 | Luonnotar op. 70 for Soprano and Orchestra (1913) | 00:09:07 |
Interpreten der Einspielung
- Camilla Nylund (Sopran)
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Ulf Schirmer (Dirigent)