Johann Georg Neruda
Trio Sonatas & Bassoon Concerto
cpo 777 383-2
1 CD • 65min • 2007
17.12.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Über das Geburtsdatum des böhmischen Komponisten Johann Baptist Georg Neruda sind in den Quellen verschiedene Daten zu finden: irgendwann wohl zwischen 1707 und (eher unwahrscheinlich) 1711. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Prag und kam 1741 nach Dresden, um im Umkreis der berühmten Hofkapelle sein Auskommen zu finden. Der größte deutsche Geiger der Zeit, Johann Georg Pisendel, der als Orchesterleiter am Dresdner Hof wirkte, äußerte sich in einem Brief an seinen Herzensfreund Telemann etwas ambivalent über Nerudas musikalische und vor allem menschliche Qualitäten. „Verschlossen sei er, habe etwas heimliches und dückisches", als Geiger und Komponist sei er „ganz gut, wenigstens nicht übel" und „einen guten Zug aus dem ital. Daumel Becher" habe er getan. Trotzdem verfasst Pisendel ein Empfehlungsschreiben für Neruda, der daraufhin Mitglied der Hofkapelle wird. Er tritt später als Komponist mit Sinfonien, Violinkonzerten und -sonaten hervor, nicht zuletzt mit den Sechs Triosonaten von 1764, die das einzige zu seinen Lebzeiten von ihm gedruckte Werk bleiben sollen. Vier davon sowie ein undatiertes, handschriftlich überliefertes Fagottkonzert stellt Sergio Azzolini mit seinem Ensemble Parnassi musici auf der vorliegenden CD vor.
Die Trios sind galante, gefällige Werke, angenehm zu hören. Nicht mehr und nicht weniger. Die Themen der Trios sind nicht durchgehend originell, zuweilen sogar etwas gewöhnlich und vorhersehbar. Dass sie ihre Wirkung dennoch entfalten, ist der detailliert ausgearbeiteten Interpretation des Ensembles und Hubert Hoffmanns feinem Continuospiel an der Erzlaute zu verdanken. Das Fagottkonzert hinterlässt als Komposition den deutlich stärkeren Eindruck. Und auch hier trägt die Ausführung ein Gutteil zum positiven Gesamteindruck bei: Sergio Azzolini, ein Meister seines Faches, ist ein grandioser Anwalt dieses schönen Werkes; er spielt mit herrlicher Delikatesse und lässt Töne aufblühen.
Für die kompetenten Einführungstexte konnte man mit Kai Köpp einen der profundesten Kenner der Musik der Dresdner Hofkapelle gewinnen. Wenn ich trotzdem dieser Produktion keine Höchstnoten geben kann, liegt es zum einen an der insgesamt nicht sonderlich originellen Musik (verglichen etwa mit der von Nerudas Orchesterkollegen Pisendel und Zelenka), zum anderen an der etwas mulmig klingenden Aufnahme und der in letzter Zeit bei cpo immer wieder zu bemängelnden schlechten Reproduktion der Schwarz-weiß-Fotos im Booklet. Dennoch werden eingefleischte (Spätest-)Barockfans allein aufgrund der herausragenden Interpretationen ihre Freude an dieser CD haben.
Heinz Braun † [17.12.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Baptist Georg Neruda | ||
1 | Trio Sonata Nr. 4 C-Dur | 00:13:00 |
4 | Trio Sonata Nr. 5 d-Moll | 00:12:43 |
7 | Konzert C major for Bassoon, 2 Violins, Viola and basso continuo | 00:15:17 |
10 | Trio Sonata Nr. 6 D-Dur | 00:09:46 |
13 | Trio Sonata Nr. 2 c-Moll | 00:13:53 |
Interpreten der Einspielung
- Sergio Azzolini (Fagott)
- Parnassi musici (Ensemble)