cpo 777 277-2
1 CD • 75min • 2006
23.09.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Mein lieber Schwan!“ (Booklet-Zitat). Es gibt Produktionen, bei denen ein einziger Satz des Begleittextes genügt, um zu wissen, welcher Autor hier wieder zugeschlagen hat. Wer gedankliche Seitensprünge, verbale Kapriolen, weltanschauliche Exkurse und ein gerüttelt Maß an Subjektivität in Booklet-Kommentaren schätzt und auch vor gelegentlichen Kalauern nicht zurückschreckt, der erhält bei cpo häufig zum musikalischen Genuss einen literarischen Leckerbissen gratis dazu. Schön, wenn – wie im vorliegenden Fall – die Weitschweifigkeit den Informationsgehalt nicht allzusehr überwiegt.
Zum Musikalischen: Der 1830, im gleichen Jahr wie der Dirigent Hans von Bülow und drei Jahre vor Johannes Brahms, geborene österreichisch-ungarische Komponist Karl Goldmark ist heute weitgehend dem Bewusstsein entschwunden. Zu Lebzeiten war er vor allem aufgrund seiner Oper Die Königin von Saba berühmt und geehrt, in jüngerer Zeit wurde sein Violinkonzert op. 28 von Nathan Milstein favorisiert und eine Schallplattenaufnahme seiner Sinfonie Ländliche Hochzeit op. 26 unter Leonard Bernstein fand weite Verbreitung. Seine beiden Klavierquintette, das 1879 als op. 30 gedruckte, fast vierzigminütige B-Dur-Quintett und das nur wenig kürzere, erst 1916 posthum erschienene cis-Moll-Quintett op.54, sind lohnende Ausgrabungen, die mit allerhand Überraschungen aufwarten. Sie sind einerseits geprägt von einem überaus professionellen Handwerk, das sich Goldmark weitgehend autodidaktisch erworben hatte, andererseits von den vielfältigen stilistischen Einflüssen, die er als Orchestermusiker ebenso wie beim Studium der Partituren großer Vorbilder in sich aufgenommen hatte. Was seinen oftmals schlichten Themen während eines höchst elaborierten Satzverlaufs widerfährt, ist nicht selten in hohem Maße erstaunlich. Auf dem Feld der nachwagnerschen Harmonik bewegte sich Goldmark souverän, und auch impressionistischen Klängen gegenüber verschloss er keineswegs sein Ohr. Doch obwohl sein kreatives Leben um fünfzehn Jahre ins 20. Jahrhundert hineinragte, blieb er im Herzen immer ein unverkennbarer Romantiker.
Der Pianist Oliver Triendl und das seit nunmehr 33 Jahren erfolgreiche schweizerische Quatuor Sine Nomine setzen sich gekonnt für die anspruchsvollen Werke ein und bringen auch den nötigen langen Atem für das über fünfzehnminütige Adagio des B-Dur-Quartetts mit. Nur gelegentlich erscheint das Klavier aufnahmetechnisch ein wenig zu sehr in den Hintergrund gerückt.
Sixtus König † † [23.09.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Karl Goldmark | ||
1 | Klavierquintett B-Dur op. 30 | 00:39:25 |
5 | Klavierquintett cis-Moll op. 54 | 00:35:26 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Quatuor Sine Nomine (Ensemble)