The Welte-Mignon Mystery Vol. X Carlo Zecchi today playing all his 1926 interpretations
Tacet 160
1 CD • 56min • 1926
20.11.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bekannt ist mir der italienische Pianist und Dirigent aus lange zurückliegenden Zeiten, als er in Salzburg am Mozarteum unterrichtete und für eine kurze Phase auch mit der damaligen Camerata academica zusammenarbeitete. Das waren recht wackelige Angelegenheiten, um es einmal höflich auszudrücken. Zecchis Zukunft lag damals – in den 70er Jahren – eindeutig in der Vergangenheit. Und diese wird dank Tacet nun mit allen Möglichkeiten der via Steinway aktualisierten Welte-Mignon-Technik in Erinnerung gerufen.
Natürlich wissen alle, die sich mit historischen Einspielungen ein wenig eingehender befasst haben, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger mechanisch, sprich: freier und nicht nur nebenbei auch weniger „sauber“ gespielt worden ist. Die Interpreten (noch frei von den medialen Vergleichszwängen ihrer Nachfahren!) planten ihre Werkgestaltungen viel kurzfristiger, hangelten sich von Phrase zu Phrase, mussten niemanden beweisen, wie sicher, wie klinisch rein sie die Tastatur zu behandeln wussten (Ausnahmen wie Horowitz, der junge Backhaus, vieles auch im Namen Busonis will ich in diesem reizbaren Themenkreis gerne ausklammern).
Zecchi nun erweist sich in dieser Hinsicht als generöser Wackelkandidat, wenn er durch die zwei einleitenden Scarlatti-Sonaten hindurch wedelt – ein schon wieder faszinierendes Musterbeispiel, wie in diesen frühen Tagen der Klangaufzeichnung ein Notentext als Impuls für freie, freieste, im ungünstigsten Fall zerzauste Erweckung des Gefühlten, weniger des Gelesenen benutzt wurde. Dies gilt am Ende der Werkfolge auch für Strawinskys Petruschka-Suite, deren Schwierigkeiten mit kurzem Blick auf das jeweils Nächste bewältigt, genauer: umschifft werden, wobei ich gerne gestehe, dass Zecchi im zweiten Satz durchaus für Atmosphäre bürgt. Welten liegen hier zwischen einer an Textgenauigkeit nicht zu überbietenden Einspielung wie jener von Maurizio Pollini (DG) oder der filmisch überragend nachgezeichneten Version mit Alexis Weissenberg (DVD Medici arts 3078048).
Der Repertoirewert dieser – wie immer bei Tacet sehr sorgfältig „begleiteten“ – CD liegt im Bereich der italienischen Raritäten, die uns Heutigen eine Vorstellung bieten, was einstens zum musikalischen Alltag gehörte und dann in der bibliothekarischen Versenkung verschwunden ist (Bajardi, Alaleona. Gasco, Davico!). Es sind artige Stücke, willkommen dem Sammler, dem Hörer, der schon so gut wie alles in seinen Archiven hat. Immerhin: Casellas Contrastes und die Pizzetti-Miniatur haben das kompositorische Format, mit gutem Grund auch von lebenden Interpreten einmal wach geküsst werden. Castelnuovo-Tedescos Alt-Wien hat überlebt, da muss man sich keine Sorgen machen.
Peter Cossé † [20.11.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Klaviersonate A-Dur K 113 L 345 | 00:03:11 |
2 | Sonate G-Dur K 523 L 490 | 00:02:30 |
Domenico Alaleona | ||
3 | La Città Fiorita (aus Biancospino "Cinque impronte") | 00:03:17 |
Francesco Bajardi | ||
4 | Ballata c-Moll | 00:06:31 |
Ildebrando Pizzetti | ||
5 | Le Quai du Port de Famagoste (aus La Pisanella) | 00:04:01 |
Mario Castelnuovo-Tedesco | ||
6 | Alt Wien (Walzer aus Rapsodia Viennese) | 00:04:02 |
Alberto Gasco | ||
7 | Le Danzatrici di Jodhpur | 00:07:22 |
Alfredo Casella | ||
8 | Deux Contrastes op. 21 | 00:02:03 |
Vicenzo Davico | ||
9 | Notturno D-Dur | 00:06:18 |
Igor Strawinsky | ||
10 | Drei Sätze aus Petruschka für Klavier | 00:16:47 |
Interpreten der Einspielung
- Carlo Zecchi (Klavier)