Johann Baptist Vanhal
3 Piano Quintets
Hungaroton HCD 32588
1 CD • 67min • 2008
21.01.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nicht selten – vor allen in früheren LP-Zeiten – war in Anbetracht des Etiketts „Weltersteinspielung“ sanftes Misstrauen angebracht. Die Produzenten hatten – wen wundert es, angesichts einer weltweiten Musikproduktion – nur begrenzte Katalogübersicht. Und manches war auch damals bald wieder aus den einschlägigen Katalogen verschwunden. Hier nun mit den drei bei Hungaroton aufgenommenen Vanhal-Klavierquintetten darf man den Herausgebern grünes „World Premiere Recording“- Licht geben, denn – wenn mich nicht alles täuscht – handelt es sich tatsächlich um mediale Uraufführungen.
Bei den drei 1784 in Berlin publizierten, auch als „Sonaten“ bezeichneten Quintetten handelt es sich um friedliebende, einschmeichelnde, niemals grob-auftrumpfende Musik. Wenn man will, so komponierte der aus dem böhmischen Neganitz (Nechanice) stammende Johann Baptist Vanhal (1739–1813) eine embryonale Form kommender Klavierquintette von Brahms bis Schostakowitsch, pazifistisch im Grundton, gleitend, unauffällig in der Ausformung dreisätziger Denk- und Rührungsprojekte, die dem Pianisten nicht wirklich eine führende Rolle zugestehen, sondern wie eine liebevolle Umarmung von fünf gleichberechtigten Instrumenten in Erinnerung bleiben. Überraschend die Thematik des finalen Allegro-Satzes op. 12,2: Er steht in mehr als nur atmosphärischer Beziehung zum zweiten Satz aus Beethovens Klaviersonate op. 10,2!
In Erinnerung bleibt: Vanhal war ein Meister seines Fachs, zu dessen spätem Nachruhm diese mit viel Einfühlung, mit schönen farblichen Akzenten ausgeleuchtete Einspielung einiges beitragen sollte. Miklós Spányi am Hammerflügel (einem Anton Walter-Nachbau von Chris Maene aus dem Jahr 2003) und das „authentische“ Quartett auf alten Instrumenten geben nicht nur Anhaltspunkte, was diese – selbst in Moll-Bewegungen – freundliche Musik anbelangt, es gelingt ihnen, eine ausführliche Vorstellung dessen zu geben, was im Vorfeld, was im Umfeld der ganz Großen der Kammermusik im Guten und im vorbereitend Förderlichen geschehen ist.
Peter Cossé † [21.01.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Baptist Vanhal | ||
1 | Sonate G-Dur op. 12 Nr. 1 für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello | 00:25:26 |
4 | Sonate d-Moll op. 12 Nr. 2 für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello | 00:15:09 |
7 | Sonate B-Dur op. 12 Nr. 3 für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello | 00:26:18 |
Interpreten der Einspielung
- Miklós Spányi (Fortepiano)
- Authentic Quartet (Ensemble)