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Besprechung CD

Testament SBT4 1433

4 CD • 4h 22min • 1955

04.03.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Es war eine kleine Sensation, als das britische Label Testament vor drei Jahren den von Joseph Keilberth dirigierten Bayreuther Ring von 1955 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machte. Und zwar nicht nur in künstlerischer Hinsicht, sondern auch in klangtechnischer. Handelte es sich doch um einen Live-Mitschnitt, der mit damals modernsten Mitteln ausgestatteten Firma Decca, der dann aber nicht veröffentlicht wurde, weil man der Studio-Produktion unter Georg Solti keine Eigen-Konkurrenz machen wollte.

Weil es ohnehin vor Ort war, nahm das Decca-Team nicht nur den bereits vorliegenden ersten Zyklus auf, sondern – gleichsam zur Sicherheit - auch den zweiten. Aus dem hat Testament, wohl ermutigt durch den großen Erfolg, jetzt die Götterdämmerung herausgegriffen und erstveröffentlicht. Sie weist in drei Positionen neue Besetzungen auf und ist deshalb zum Vergleich vor allem für Sammler von großem Interesse. Hans Hotter übernahm von Hermann Uhde, der für eine Neu-Inszenierung des Fliegenden Holländer gebraucht wurde, die Partie des Gunther und versuchte diesem Anti-Helden etwas von der Autorität seines Wotan zu vermitteln. Astrid Varnay überließ die Brünnhilde, die sie in der ersten Serie gesungen hatte, ihrer ebenbürtigen Konkurrentin Martha Mödl und machte sich in der kleinen Partie der 3. Norn nachhaltig bemerkbar.

Wer den kompletten ersten Zyklus bereits besitzt, wird sich deshalb hier in erster Linie auf Mödls singuläre Interpretation konzentrieren, die an emotionaler Tiefe kaum zu überbieten ist. Mit ihrem erdigen, warmen Sopran, der noch viel von der früheren Mezzo-Qualität bewahrt hat, aber in der Höhe triumphal aufblühen kann, leuchtet sie das Gefühlsleben Brünnhildes, die bei ihr ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, in allen Facetten und stets subtil aus. Da hört man mehr Piani als sonst und lauscht gebannt auf feine Nuancen des Textes. Wolfgang Windgassen als Siegfried ist ihr ein sensibler Partner, der die lyrischen Seiten der Partie hervorhebt, ohne an den geforderten Stellen heldische Strahlkraft schuldig zu bleiben. Josef Greindl ist ein wahrhaft grimmer Hagen, der in jedem Ton den Urhaß des Ungeliebten und Zukurzgekommenen zum Ausdruck bringt. Großartig auch Maria von Ilosvay, die mit reichen Altmitteln Waltrautes Erzählung sehr expressiv und textdeutlich gestaltet. Gré Brouwenstijn kann sich als Gutrune bei aller vokalen Opulenz nicht gleichermaßen profilieren.

Die Seele des Unternehmens ist auch bei dieser Gelegenheit wieder der Dirigent Joseph Keilberth. Er ist mit der Götterdämmerung 20 Minuten früher fertig als sein Kollege Knappertsbusch, aber es entsteht nirgends der Eindruck von Eile. Die Wahl der Tempi wirkt ebenso wie die der Dynamik immer organisch, es entsteht insgesamt ein ruhiger Erzählfluß, der die gesungenen Dialoge in heute nicht mehr üblicher Plastizität hervortreten läßt.

Ekkehard Pluta [04.03.2009]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Richard Wagner
1Götterdämmerung

Interpreten der Einspielung

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