signum SIGCD183
1 CD • 74min • 2008
22.03.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Abstand von nur drei Tagen entstanden die beiden hier veröffentlichten Live-Mitschnitte aus der Royal Festival Hall im Londoner South Bank Center, doch der Qualitätsunterschied der musikalischen Darbietungen ist so immens, daß man sich in den seltsamsten Gedankenspielen verliert: Der 9. Oktober 2008, an dem das Philharmonia Orchestra Dvoráks siebte Sinfonie exekutierte, war ein Donnerstag, während die Achte ein wahres Sonntagskind (12.10.) wurde – als hätte der eine oder andere aus der Crew am Wochenende seinen längst geplanten Ausflug gemacht und einem/einer andern den Platz am Pulte überlassen. Vielleicht liegen die Gründe für die äußerst gegensätzlichen Ausführungen aber auch in der musikalischen Materie selbst: Die ohnehin gern als Englische bezeichnete Achte jedenfalls kommt mit Verve und Wärme, mit herzlicher Anteilnahme aus den Lautsprechern, zeigt gleich in den ersten Takten des markanten Flötensolos Sinn für Feinheiten und Delikatesse der Instrumentation, ist graziös und elegant im Scherzo, fährt am Ende noch einmal in dem schubweise variierten Finale kräftig auf und verdient definitiv das allgemeine „Hurrah!“ der versammelten Menge.
Die Siebte hingegen, diese archaisch-hohlwangige, dramatisch grandiose, namentlich im Scherzo von vielen hyper-beethovenschen Synkopen zerrissene, fast atemlose Komposition muß an jenem Donnerstag eine (womöglich sogar ungeliebte) Pflichtübung gewesen sein. Gleich in den ersten Aufschwüngen werden crescendi unterschlagen, die überkochende Durchführung des Kopfsatzes blubbert auf der Sparflamme, im Poco adagio reißen unschöne Klanggewichtsstörungen die Oboen und Flöten auseinander – eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit dem großen Werk ist unverkennbar, und so fehlt dem Schlußapplaus denn auch die letzte Krönung: Man klatscht zwar freundlich und vernehmlich, kommt aber, ebensowenig wie ich nach eingehender Inspektion der Veröffentlichung, nicht in die Nähe jener hohen Noten, die die sonntägliche Achte zweifellos verdient hätte. – Der Klang ist für einen Mitschnitt sehr annehmbar.
Rasmus van Rijn [22.03.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 | 00:36:56 |
5 | Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 | 00:36:51 |
Interpreten der Einspielung
- Philharmonia Orchestra (Orchester)
- Sir Charles Mackerras (Dirigent)