Telemann Cantatas
hänssler CLASSIC 98.624
1 CD • 49min • 2010
25.04.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese drei Kantaten von Georg Philipp Telemann stammen aus den Jahren 1716/17 bis 1720, also aus der Frankfurter Zeit des Komponisten. Die Zusammenarbeit zwischen Telemann und dem Textdichter Erdmann Neumeister (1671-1756), zweier echter Protagonisten der seinerzeit noch junge Gattung der Kirchenkantate, zeitigte damals bemerkenswerte Ergebnisse: Neumeister war der erste Dichter geistlicher Kantaten, der die aus der Welt des weltlichen Musikdramas der Oper stammende Koppelung von Rezitativ und Arie in die geistliche Dichtung übernahm.
Telemann nahm diese dramaturgischen Konzepte offenkundig begeistert auf, war er doch zuvor in Hamburg ein Vorkämpfer der deutschen Barockoper gewesen. So sind anhand der Texte Neumeisters frühe Beispiele für religiöse Musik entstanden, die zwar mit großem Ernst den geistlichen Gehalt ihrer Texte umsetzen, doch nicht immer auf die Zustimmung der geistlichen Obrigkeit hoffen konnten, wie der Anstellungsvertrag J. S. Bachs in Leipzig 1723 deutlich macht, der den Passus enthält, dass die Musik für den Gottesdienst „nicht zu opernhafft herauskommen“ dürfe. Die Kantaten Telemanns, die auf dieser CD zu hören sind, zeugen jedenfalls von der künstlerischen und geistlichen Übereinstimmung der beiden Künstler. Neumeisters Einsatz für J. S. Bachs schließlich nicht erfolgreiche Kandidatur als Organist an der Hamburger Hauptkirche St. Jakobi 1720 mündete in eine sarkastische Predigt mit der These: Er glaube ganz gewiss, wenn auch einer von den Bethlehemitischen Engeln vom Himmel käme, der göttlich spielte, und wollte Organist zu St. Jacobi werden, hätte aber kein Geld, so möchte er nur wieder davonfliegen. Telemann wurde 1721 Musikdirektor und Cantor Johannei in der Hansestadt und diente der hanseatischen Kommunität sicherlich auch mit dem Einverständnis von Hauptpastor Neumeister, der elf Jahre vor Telemanns Tod verstarb.
Ulrich Stötzel liefert eine lebendige Version von Telemanns Kantaten, doch wäre angesichts des sparsamen Einsatzes chorischer Nummern in diesen Kantaten eine solistische Aufführungspraxis den Werken wentlich mehr entgegengekommen. Die dramatische Struktur der Werke wäre wesentlich deutlicher geworden, wäre als „Chorus“ die musikalische Gemeinschaft aller Vokalsolisten aufgetreten anstelle einer stimmlich weniger deutlich identifizierbaren Masse eines (noch so guten) Vokalensembles.
Detmar Huchting [25.04.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Ich weiß, daß mein Erlöser lebt TWV 1:873 (Kantate zum 2. Ostertag) | 00:17:29 |
8 | Gott fähret auf mit Jauchzen TWV 1:642 (Kantate zu Himmelfahrt) | 00:13:13 |
15 | Daran ist erschienen die Liebe Gottes TWV 1:165 (Kantate zum 2. Pfingsttag) | 00:18:09 |
Interpreten der Einspielung
- Angelika Froemer (Alt)
- Stefanie Wüst (Sopran)
- Georg Poplutz (Tenor)
- Jens Hamann (Bass)
- Collegium vocale Siegen (Chor)
- Hannoversche Hofkapelle (Ensemble)
- Ulrich Stölzel (Dirigent)