Kalevi Aho
Chamber Symphonies Nos 1-3
BIS 11226
1 CD/SACD stereo/surround • 57min • 2009, 2005
18.04.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn es, wie immer wieder behauptet wurde, in der avancierten Musik der letzten fünfzig oder sechzig Jahre ganz erheblich darum ging, dem Publikum immer feinere Lehrgänge in der Kunst der hörenden Differenzierung zu geben, dann sind die hier eingespielten Kammersinfonien des Finnen Kalevi Aho drei prächtige Übungsstücke: Dass zwischen der ersten und der zweiten tatsächlich anderthalb, zwischen der kompakten ersten und der ausschweifenden dritten zwei volle Jahrzehnte vergingen, wird man beim ersten Durchgang jedenfalls kaum glauben wollen. Der Hang zu virtuosesten Glissandi und die enormen Schichtungen verleiten dazu, alles in Bausch und Bogen mit halb-interessierter Duldermiene über sich ergehen zu lassen. Doch damit hätten wir's uns wieder einmal pauschalisierend leicht gemacht, denn wie in einer Ausstellung monochromer Konzeptmalereien zeigen sich nach und nach in den beiden ersten Sinfonien für Streicher rhythmische Kraftfelder, melodische Keime, ja strukturelle Konturen – wenn mich nicht alles täuscht, verbirgt sich in der 1991 entstandenen Zweiten sogar ein Sibelius-Zitat, dem nachzugehen ich demnächst jeden Anlaß haben werde. Für diese Streichersachen spricht ferner ihre gedrungene Statur von gut 13 bzw. 16 Minuten, wohingegen die mit einem extrem anspruchsvollen Solopart für den Saxophonisten John-Edward Kelly komponierte Dritte (1995/96) in ihren vier bildhaften Sätzen sicherlich länger braucht, um mehr als die These zu vermitteln, dass es sich für schöne Stellen zu leiden lohne: Wo immer der, allerdings bewundernswerte Solist aus den „Hesperiden" (das sind die nach Hans-Joachim Hespos benannten Lagen im ewigen Schnee) herunter in die wohligeren Alt-Sax-Register steigt, wird einem wonniglicher – ganz besonders im dritten Teil mit dem suggestiven Titel „die langen nächte schmelzen", der nach „gefroren sind die rastlosen gewässer" und „oh, ich hörte die wildgänse rufen" den Ruhepol markiert, worauf „ins weite Meer ein feuerrotes Boot rudert". Am Ende kann einen die spielerische und kompositorische Leistung doch erreichen, wenngleich eine portionsweise Einnahme der Stücke vielleicht angeraten wäre. Kleine klangliche Einschränkungen ergeben sich bei den extremen Texturen zwangsläufig.
Rasmus van Rijn [18.04.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Kalevi Aho | ||
1 | Chamber Symphony Nr. 1 | 00:13:13 |
2 | Chamber Symphony Nr. 2 | 00:16:05 |
5 | Chamber Symphony Nr. 3 | 00:26:18 |
Interpreten der Einspielung
- John-Edward Kelly (Saxophon)
- Tapiola Sinfonietta (Orchester)
- Stefan Asbury (Dirigent)
- Jean-Jacques Kantorow (Dirigent)