Goeyvaerts String Trio String Trios from the East
Challenge Classics CC72503
2 CD • 84min • 2011
13.06.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Goeyvaerts Streichtrio, benannt nach Karel Goeyvaerts, einem belgischen Komponisten aus der „ersten Stunde“ der Nachkriegs-Avantgarde, setzt sich neben dem klassisch-romantischen Repertoire konsequent für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ein. Hier nun sind es Komponisten aus der seinerzeit alternativen Szene der sowjetischen Musik: die Tatarin Sofia Gubaidulina, der Russe Alexander Knaifel, der Georgier Giya Kancheli und der sehr viel jüngere Russe Oleg Paiberdin (Jg. 1971). Sie alle eint eine strukturell dichte, gleichwohl hochexpressive Musik in einem Tonfall, der gleichermaßen meditativ und hymnisch ist und sich in einer Tradition russischer Musik weiß, die weit hinter die romantische Epoche zurückreicht. Diese Klangwelt ist sehr persönlich, sehr authentisch, und sie schert sich weder um vordergründige Religiosität noch um rückwärtsgewandte Harmonie-Illusionen; sie ist zeitgenössisch in allen, auch experimentellen Klangfacetten.
Das macht diese Produktion hörenswert, wozu nicht zuletzt der hohe spieltechnische Standard und die identifikatorische Intensität der Interpreten beiträgt. So weit, so gut – nur ist leider die editorische Ausstattung mangelhaft. Die Zeitangaben im Booklet sind teilweise geradezu haarsträubend falsch: so dauert das Werk von Paiberdin nicht 9’50“ wie angegeben, sondern 12’03“, Time... and again von Kancheli nicht 12’15“, sondern 23’07“ und Rag-gidon-time nicht 23’17“, sondern lediglich 3’55“. Auch hätte man zu letzterem gern eine Erklärung der Anspielung auf Gidon Kremer gelesen, ebenso wie zu dem Titel Paiberdins, möglicherweise eine Anspielung auf die Dichterin Anna Achmatova.
Die erst kürzlich aufgefundenen Gedichte des russischen romantischen Dichters Fjodor Tjutschev, die Alexander Knaifel auf CD 2 rezitiert, sind im Booklet im russischen Original und in einer englischen Übersetzung abgedruckt, die allerdings manchmal ungenau ist. Auch gibt es für den des Russischen nicht mächtigen Benutzer – und das dürfte die überwiegende Mehrzahl sein – keinen Hinweis darauf, dass CD 2 Track 2 nicht mit dem ersten Gedicht Tjutschevs beginnt, sondern mit einer Erläuterung Knaifels. Diese editorischen Sorglosigkeiten sind umso bedauerlicher, als die Einspielung musikalisch überzeugt.
Dr. Hartmut Lück † [13.06.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sofia Gubaidulina | ||
1 | Streichtrio | 00:20:15 |
Oleg Paiberdin | ||
4 | Organum A-nn-A | 00:09:50 |
Giya Kancheli | ||
5 | Time … and again for Violin and Piano (1996) | 00:12:15 |
6 | Rag-Gidon-Time | 00:23:17 |
CD/SACD 2 | ||
Alexander Knaifel | ||
8 | E.F. and three visiting cardds of the poet | 00:16:24 |
Interpreten der Einspielung
- Goeyvaerts String Trio (Ensemble)