French Connection
Ars Produktion ARS 38 112
1 CD/SACD stereo/surround • 58min • 2011
11.06.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit seinen gerade einmal 21 Jahren ist der armenische Saxophonist Hayrapet Arakelyan sicherlich früh dran mit seiner Debüt-CD; er hat ja sogar noch seinen Studentenausweis! Und doch kann man kaum bemängeln, dass das Album etwa zu früh kommt. Nicht nur hat Arakelyan bereits eine beeindruckende Reihe von internationalen Konzerten in berühmten Sälen absolviert, es ist vor allem selbst bei genauem Hinhören nicht möglich, an seinem Spiel oder seiner Musikalität noch etwas verbessern zu wollen.
Ein besonders attraktives Beispiel ist die Grande Fantaisie brilliante sur Carneval de Venise des Franzosen Louis Mayeur, immerhin eine ausgewachsene Originalkomposition für Saxophon und Klavier im typischen Stil der Virtuosenparaphrasen des 19. Jahrhunderts. Mit angenehmer Gelassenheit, technisch makellos, tonlich in allen Registern ausgeglichen perlen da die Kaskaden und irisieren die Trillerflächen; besonders schön sind die sensibel gesetzten Spitzentöne. Am wichtigsten ist jedoch, daß es Arakelyan gelingt, die spezifische Idiomatik des Saxophons beizubehalten, sodass sich nicht der Effekt einstellt, dass jenes Instrument, das im Jazz durch seinen „dirty sound“ bekannt wurde, klanglich zu keusch der Klarinette angenähert wird. Diesen schönen Umstand hört man in der substanzreichsten der neueren der hier vorgestellten Kompositionen, der Sonate von Edison Denisov aus dem Jahr 1970, am deutlichsten. Denisov ist auch der einzige der hier vorgestellten Modernen, der zu einem wahrnehmbaren Personalstil findet. Die kurzen Beiträge Musczinskis und Swerts sind sich beide letztlich zu ähnlich, weil sie durchaus routiniert, aber rhythmisch und melodisch vorausschaubar, das Genre der modernen Spielmusik bedienen und dabei auf die Möglichkeiten des Saxophons nur wenig spezifisch eingehen. Beide Stücke haben darüber hinaus gemein, dass sie eigentlich wie Improvisationen wirken; wenngleich man den natürlichen Fluß schätzen kann, geht doch das konstruktive, formgebende Moment ab. Es ist also kaum mehr als „Virtuosenfutter“.
Als hellwache und lebhafte Begleiterin ist die Koreanerin Jang Eun Bae ihrem Saxophon-Partner vollkommen gleichwertig; einzig in den beiden Werken aus dem 19. Jahrhundert verschwimmt das Klavier etwas zu sehr im Hintergrund, was wohl weniger am Pedalgebrauch liegen dürfte – obwohl man die Begleitung des Mayeur-Stücks sicherlich distinkter anlegen könnte – als an der wenig transparenten, indirekten und halligen akustischen Abbildung des Klaviers.
Prof. Michael B. Weiß [11.06.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
François Borne | ||
1 | Fantaisie brillante sur des airs de "Carmen" | 00:11:45 |
Robert Muczinski | ||
2 | Sonata op. 29 | 00:06:59 |
Piet Swerts | ||
4 | Klonos for Alto Saxophone and Piano (1933) | 00:06:23 |
Louis Mayeur | ||
5 | Grande Fantaisie Brillante sur Carnival de Venise | 00:11:24 |
Edison Denisov | ||
6 | Sonata (1970) | 00:12:17 |
Darius Milhaud | ||
9 | Scaramouche op. 165c for Saxophone and Orchestra | 00:09:10 |
Interpreten der Einspielung
- Hayrapet Arakelyan (Saxophon)
- Jang Eun Bae (Klavier)