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Besprechung CD

Magnus Lindberg Chamber Works

Ondine ODE 1199-2

1 CD • 60min • 2011

03.10.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Dem 1958 in Helsinki geborenen Magnus Lindberg gelang 1984 mit dem Orchesterwerk Kraft der internationale Durchbruch. Lange Zeit galt gerade dem orchestralen Schaffen des Finnen das Hauptaugenmerk, in dem er sich überwiegend als leidenschaftlicher Avantgardist präsentierte und vom Seriellen bis zu völlig offenen Formen mit unterschiedlichen Techniken der zeitgenössischen Musik experimentierte. Inzwischen rückt auch seine Kammermusik immer mehr in den Focus. Die auf der vorliegenden CD von dem Komponisten selbst (Klavier), Anssi Karttunen (Violoncello) und Kari Kriikku (Klarinette) eingespielten Werke entstammen alle dem neuen Jahrtausend und geben sich deutlich weicher, ja sogar ein wenig einfacher gebaut als die Kompositionen aus Lindbergs früheren Schaffensjahren. Ein Indiz hierfür sind beispielsweise die klar fasslichen melodischen Elemente, die zwar nichts Eingängiges oder Gefälliges bieten, aber in Verbindung mit einem immer wieder feststellbaren Hang zur Tonalität vollkommen unverhofft ausgesprochen sinnliche Momente erzeugen. Alle beinhalten zudem die für Lindberg so typische Energie und die sich aus meist geheimnisvollen Passagen entwickelnden dramatischen Bögen.

Dass bei Lindberg an erster Stelle der Klang steht, wird besonders in seinem Trio für Klarinette, Cello und Klavier (2008) deutlich. So löst sich beispielsweise im Beginn des 1. Satzes aus den tiefen Klavierregistern kaum merklich das Cello, dann die Klarinette. Das ganze Werk wird bestimmt von opulenten, tiefgründigen Klangwelten, manchmal sogar von gewissen Mischklängen, die eine Unterscheidung der drei Instrumente kaum zulassen. Bisweilen lässt die in wahre Sinnlichkeit hinübergleitende Klangfantasie dieses Werks sogar an Debussy und Ravel denken, wobei sich Ernstes und Verspieltes in der Tonsprache der drei Sätze stets die Waage halten. Neben dem Klang ist es die komplexe Rhythmik, von der Lindbergs Musik lebt. Schön nachvollziehen lässt sich dies in dem dreiteiligen Santa Fe Project für Cello und Klavier aus dem Jahr 2006 (übrigens auch ein Werk mit einem sinnlichen, melodisch und im Ausdruck durchaus romantisch zu nennenden Anstrich) und in dem Stück Dos Coyotes für Cello und Klavier, einer nahezu kompletten Überarbeitung aus dem Jahr 2002 von Lindbergs 1993 entstandenem Coyote Blues für Kammerorchester. Hier, wie auch in der sechssätzigen Suite Partia für Cello solo (2001) wird den Interpreten ein hohes Maß an Virtuosität abverlangt, die aber zugleich offenbart, wie instrumentenspezifisch Lindberg schreibt.

Alles in allem begegnet einem in den vier Kompositionen eine Musik, die mitunter eine gewisse Distanz aufbaut, aber gleichwohl zu fesseln imstande ist. Und sie vermittelt mir den Eindruck, als sei der Komponist von der Neugier getrieben, sich in ungewohntem harmonischen und rhythmischen Terrain auszuprobieren, wenn nicht sogar auszutoben. Eine Neugier, die meines Erachtens nach von den perfekt miteinander harmonierenden Interpreten Lindberg, Karttunen und Kriikku geteilt wird.

Christof Jetzschke [03.10.2012]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Magnus Lindberg
1Clarinet Trio (2008) 00:19:29
4Santa Fe Project (Konzertstück) 00:14:24
7Partita für Violoncello solo 00:13:51
8Dos Coyotes 00:12:02

Interpreten der Einspielung

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