Anu Komsi Coloratura
BIS 1962
1 CD • 66min • 2011
06.11.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dieses Album der finnischen Koloratursopranistin Anu Komsi, die hierzulande vor allem durch ihr Engagement für die zeitgenössische Musik bekannt ist, beschränkt sich nicht auf die üblichen Schmankerln, mit denen die meisten großen Fachkolleginnen ihre Virtuosität unter Beweis stellen, sondern zeigt an ausgewählten Beispielen die diversen Möglichkeiten instrumentalen und dennoch ausdrucksstarken Singens. Natürlich fehlt Alexander Alabieffs unverwüstliche Nachtigall nicht in diesem Repertoire, und die Glöckchenarie aus Delibes’ Lakmé wird von Komsi mit aller geforderten Schwerelosigkeit und Akkuratesse ausgeführt, doch noch interessanter sind die Stücke, die ganz ohne einen sprachlich zu vermittelnden Inhalt auskommen. Reinhold Glières 1943 komponiertes Konzert für Koloratursopran und Orchester und das im vergangenen Jahr szenisch uraufgeführte Monodram La machine d’être des Amerikaners John Zorn, dessen Werke stets zwischen Jazz und Neuer Musik pendeln und der sich hier von späten Zeichnungen Antonin Artauds inspirieren ließ. Glières klassizistischem Stil tritt bei Zorn formsprengende Expressivität gegenüber, das Stück endet in einem Schrei. Koloratur als dramatischer, eine Bühnenfigur charakterisierender Ausdruck begegnet uns in der Wahnsinnsszene der Ophelia aus Thomas’ Hamlet und in der zweiten Arie der Königin der Nacht. Ansonsten spielt die Oper aber keine Rolle in diesem Recital, das mit Luonnatar von Jean Sibelius endet, einem Gesang nach dem Epos Kalevala, in dem die Koloratur nur eine Facette eines insgesamt lyrischen Werkes ist. Karita Mattila und Soile Isokoski haben es eingespielt, aber auch Elisabeth Schwarzkopf.
Anu Komsi, das unterscheidet sie von den meisten Sängerinnen ihres Stimmfaches, besitzt eine Stimme von starker Körperlichkeit und Abrundung und verfügt über eine große Palette von Klangfarben. Das macht ihren Vortrag spannend und abwechslungsreich, doch auch die Freunde schierer Virtuosität und Brillianz kommen auf ihre Kosten. Das Lahti Symphony Orchestra unter Sakari Oramo beschränkt sich weitgehend auf gediegene Begleitung, setzt kaum einmal eigene, die Sängerin befeuernde Akzente.
Ekkehard Pluta [06.11.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Reinhold Glière | ||
1 | Konzert op. 82 für Koloratursopran und Orchester | 00:14:11 |
Ambroise Thomas | ||
3 | A vos jeux mes amis … Partagez mes fleurs (Ophélie - aus: Hamlet) | 00:12:21 |
Léo Delibes | ||
4 | The Bell Song (Act II - from: Lakmé) | 00:08:47 |
Alexander Alyabyev | ||
5 | Solovei | 00:05:13 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
6 | Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen (Arie der Königin der Nacht, 2. Akt - aus: Die Zauberflöte KV 620) | 00:03:06 |
John Zorn | ||
7 | La Machine de l'être | 00:11:36 |
Jean Sibelius | ||
10 | Luonnotar op. 70 für Sopran und Orchester (1913) | 00:09:09 |
Interpreten der Einspielung
- Anu Komsi (Sopran)
- Lahti Symphony Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)