Elgar Symphony No. 2
BIS 1879
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2011, 2012
05.06.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es dauert ein wenig, bis diese Interpretation an Fahrt gewinnt. Schon dem aufrauschenden Beginn, der einmal sehr zutreffend mit dem Entkorken einer Champagnerflasche verglichen wurde, mangelt es an Emphase: Die drei kraftvollen Unisono-B's, mit dem die Musik einsetzt, sind undeutlich artikuliert und klingen wie lediglich eine einzige, anschwellende Note. Und vom geradezu verzweifelten Enthusiasmus, von dem das erste Auftreten des Hauptthemas getragen sein sollte, ist wenig zu spüüren; allzu vorsichtig und wohlerzogen gehen Sakari Oramo und das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra hier zu Werke. Dieser wenig fesselnde Beginn in das so vielschichtige, faszinierende Werk ist um so bedauerlicher, als nach nur wenigen Minuten das Eis gebrochen zu sein scheint und es nur noch Positives zu berichten gibt.
Vielleicht hat das anfängliche Zögern der Interpreten ja auch Methode: Weit stärker als Elgars erste Sinfonie bewegt sich die Zweite in einer emotional ambivalenten Welt, in der Schönheit und Freude zwar immer wieder beschworen werden, stets jedoch auch bedroht erscheinen – meist unterschwellig, gelegentlich aber auch, wie in jener brachialen Schlagzeug-Attacke des dritten Satzes, ganz konkret. Oramo hat sich entschieden, insbesondere die dunklen Untertöne der Musik zum Klingen zu bringen. Dies gelingt ihm auf bewundernswerte Weise im düsteren, trauermarschartigen zweiten Satzes, der unter seinen Händen zu einem Drama von existenzieller Wucht erwächst. Das Scherzo entfesselt mehr Aggressivität und negative Energien als in jeder anderen mir bekannten Einspielung. Im Finale schließlich wählt Oramo ein äußerst getragenes Tempo, das allerdings gut zum Abschiedscharakter der Musik passt. Den Orgelpart kurz vor Ende des Satzes – er steht nicht in der Partitur, sondern wurde mündlich von Adrian Boult überliefert – schließt Oramo mit ein, und unvergleichlich getroffen ist die milde Resignation in der Coda des Finales, die so meilenweit entfernt ist vom affirmativen Optimismus der ersten Sinfonie.
Wenn auch die ersten Minuten der Sinfonie in Oramos Deutung auf einem ähnlich hohen Niveau stünden, könnte man von einer neuen Referenzeinspielung sprechen. Die beiden kurzen Streicherstücke, Sospiri und Elegy, bilden eine charmante, klangschön dargebotene Zugabe. Ein dickes Lob gibt es für das fabelhafte SACD-Klangbild, in dem zahlreiche wertvolle Details zu hören sind, die in vielen anderen Aufnahmen verborgen bleiben.
Thomas Schulz [05.06.2013]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Edward Elgar | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 Es-Dur op. 63 | 00:54:44 |
5 | Sospiri op. 70 | 00:03:50 |
6 | Elegie op. 58 | 00:04:14 |
Interpreten der Einspielung
- Royal Stockholm Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)