cpo 777 815-2
2 CD • 1h 46min • 2013
19.08.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bis in die 1970er Jahre hatte Karl Millöckers hintersinnige Räuberkomödie Gasparone (1884) im Repertoire der deutschen Stadttheater einen festen Platz. Heute, wo die Gattung Operette weitgehend vom Musical verdrängt ist, kennt man sie vor allem wegen des Baritons-Schlagers „Dunkelrote Rosen“. Und eben der gehörte ursprünglich gar nicht zum Stück, sondern wurde später aus dem weniger erfolgreichen Vizeadmiral übernommen.
Auf unseren Bühnen wurde Gasparone in der Regel in der simplifizierenden Bearbeitung von Ernst Steffan (Musik) und Paul Knepler (Text) aus dem Jahre 1931 gespielt. Die lag auch den bisherigen Einspielungen zugrunde, einer Aufnahme des WDR mit Anny Schlemm und Josef Metternich von 1956 und der EMI-Produktion mit Anneliese Rothenberger und Hermann Prey.
Der Mitschnitt vom letztjährigen Léhar Festival Bad Ischl bezieht seinen Repertoirewert aus der Verwendung der Originalfassung, bei der man konsequenterweise auf den genannten Schlager verzichten muß. Die Dialoge freilich sind modernisiert, denn die Regisseurin Dolores Schmidinger, eine bekannte Schauspielerin und Kabarettistin, hatte die Handlung ins Mafia-Milieu von 1930 verlegt – eine legitime, da dem Stück gerecht werdende Entscheidung. Nicht unwesentliche Teile des gesprochenen Textes wurden aber für die CD-Veröffentlichung offenbar eliminiert.
Musikalisch ist die Aufführung gediegen geraten. Marius Burkerts Dirigat zeichnet sich mehr durch Akkuratesse als durch Schmissigkeit aus, die Sänger halten ordentliches Stadttheaterniveau. Thomas Zisterer singt den Grafen Erminio, der für Gasparone gehalten wird, mit schlankem und hellem Bariton sehr kultiviert. Ein bißchen von Preys vokaler Überredungskraft hätte dem Rollenporträt aber nicht geschadet. Miriam Portmann zeigt als Gräfin Carlotta gestalterisches Knowhow ohne herausragende stimmliche Qualitäten. Die übrigen Sänger machen einen ordentlichen Job.
Ekkehard Pluta [19.08.2014]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Karl Millöcker | ||
1 | Gasparone (Operette) | 01:45:44 |
Interpreten der Einspielung
- Gerhard Ernst (Baboleno Nasoni, Bürgermeister von Palermo, Sizilien - Baß)
- Roman Martin (Sindulfo, Sohn des Bürgermeisters - Tenorbuffo)
- Miriam Portmann (Carlotta, verwitwete Gräfin von Santa Croce - Sopran)
- Thomas Zisterer (Graf Erminio Saluzzó, ein reicher Gutsbesitzer - Tenor)
- Thomas Malik (Benozzo, Wirt und Chef der Schmugglerbande - Tenorbuffo)
- Melanie Schneider (Sora, Benozzos Frau - Soubrette)
- Rita Peterl (Zenobia, Vertraute der Gräfin Carlotta - Alt)
- Tomaz Kovacic (Massaccio, Schmuggler - Bariton)
- Jennifer Treusch (Marietta, Kammerzofe der Gräfin Carlotta - Mezzosopran)
- Chor des Lehár Festivals Bad Ischl (Chor)
- Franz Lehár-Orchester (Orchester)
- Marius Burkert (Dirigent)