Johann Friedrich Fasch Overture Symphonies
cpo 777 952-2
1 CD • 75min • 2013
08.06.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ouvertüren-Sinfonie? Was ist das, fragt man sich angesichts einer Werkbezeichnung, die sich offenbar nicht zwischen den Gattungen der barocken Ouvertüre und der klassischen Sinfonie zu entscheiden vermag? In der Tat handelt es sich um ein Genre der Orchestermusik aus der Übergangszeit zwischen Barock und Klassik, das der Zerbster Kapellmeister Johann Friedrich Fasch aus der Orchestersuite und der italienischen Sinfonia, welche als Orchesterstück Opern oder großformatige geistliche Werke eröffnete, geschaffen hat.
Schon 2008 hatte Ludger Rémy auf seiner ersten CD mit Orchestermusik von Fasch zwei dieser Ouvertüren-Sinfonien eingespielt. Christoph Jetzschke hat seinerzeit diese CD bei www.klassik-heute.de besprochen: Ihm zufolge repräsentieren diese Werke „in ihrer expressiven melodischen Gestaltung eine tatsächlich neue Art der Orchestersuite“. Im Unterschied zur italienischen Sinfonia, von der jene erste CD auch Beispiele aus Faschs Feder enthält, knüpfen die dreisätzigen Ouvertüren-Sinfonien mit ihrem ersten Satz stilistisch an die gravitätischen Eröffnungssätze der spätbarocken Orchestersuite an. Auch dominieren diese ersten Sätze die Stücke deutlich, indem sie genau viel Raum einnehmen wie die nachfolgenden langsamen und die abschließenden schnellen Sätze zusammen. Diese neu entwickelte Form blieb freilich Faschs geistiger Besitz: Sie hat in der sinfonischen Musik keine Nachahmer gefunden; hier prägte mit dem Mannheimer Komponistenzirkel und besonders mit dem umfangreichen sinfonischen Schaffen Joseph Haydns die drei- bzw. viersätzige Form der Sinfonie bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts das weitere Terrain der Musikgeschichte. Fasch war allerdings zu Lebzeiten weit über seine Wirkungsstätte Zerbst hinaus erfolgreich, da er als ehemaliger Leipziger Thomasschüler in der deutschen Musikerszene ausgezeichnet vernetzt war – besonders am Dresdner Hof wurden seine Kompositionen geschätzt.
Mit unverändertem Engagement und der gleichen Zuneigung widmet sich Ludger Rémy in seinem zweiten Fasch-Porträt der originellen Musik des Komponisten. Christoph Jetzschke hat diese Musizierhaltung als „von einer unbändigen Lust am farbigen Ausleuchten der unterschiedlichen Ausdrucksbereiche“ geprägt charakterisiert: Ein Urteil, das ungemindert auch für diese Einspielung gilt; dank des Einfallsreichtums des Komponisten mündet die Beschränkung auf das Genre der Ouvertüren-Sinfonie nie in Monotonie. Es ist vorstellbar, dass Hofkapellmeister Fasch mit seiner Musik auch die junge Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst beeindruckt hat, die später als Zarin Katharina die Große Weltgeschichte schrieb und bei allem politischen Gegensatz zum Preußenkönig Friedrich dem Großen mit diesem eine ausgesprochene Liebe zu Musik teilte. Ebenso wäre wohl auch die geneigte Hörerschaft unserer Tage über eine weitere CD mit Orchesterwerken von Johann Friedrich Fasch in der Interpretation Ludger Rémys und seiner Amis de Philippe erfreut.
Im Vergleich mit Aufnahmen anderer Labels, die sich aufnahmetechnisch hohe Standards zum Ziel setzen, bleibt das Klangbild hie eher flach und unkonturiert. Dieser Umstand ist schlägt sich in der Benotung der Klangqualität nieder – soll aber die Freude am engagierten und stilkundigen Einsatz der Interpreten nicht schmälern, daher kein Abzug in der Gesamtnote.
Detmar Huchting [08.06.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Friedrich Fasch | ||
1 | Ouverturen-Sinfonie D-Dur FWV K:D2 | 00:12:03 |
4 | Ouverturen-Sinfonie G-Dur FWV K:G21 | 00:19:12 |
7 | Ouverturen-Sinfonie F-Dur FWV K:F4 | 00:15:08 |
10 | Ouverturen-Sinfonie G-Dur FWV K:G5 | 00:14:30 |
13 | Ouverturen-Sinfonie D-Dur FWV K:D1 | 00:14:25 |
Interpreten der Einspielung
- Les Amis de Philippe (Ensemble)
- Ludger Rémy (Dirigent)