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Besprechung CD

Praetorius

Pablo Heras-Casado

DGA 479 4522

1 CD • 72min • 2014

17.07.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der Balthasar-Neumann-Chor zählt zu den renommiertesten Ensembles auf dem Gebiet der Alten Musik. Sein Ruf eilt ihm gewissermaßen voraus und mit dieser Einspielung wird er ihm ein weiteres Mal gerecht. Da ist nicht nur die Repertoirenische, die hier geschlossen wird, zählen die Werke von Hieronymus, Jacob und Michael Praetorius doch zu den reizvolleren Neuentdeckungen der Musik des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts.

Was hier ebenso überzeugt ist die musikalische Seite: Der Ensembleklang des Balthasar-Neumann-Chores betört geradezu durch Ausgewogenheit und stimmliche Contenance. Eine saubere und differenzierte Intonation, die vor allem mit dem historischen, mit den Stimmen optimal verschmelzenden Instrumentarium harmoniert, ist hier ebenso selbstverständlich wie eine wortbetonte Art des Musizierens, die Betonungen und Akzente immer im Dienste des Textes und des musikalischen Kontextes nie sinnentstellend, sondern stets adäquat hervorhebt.

Die Art und Weise wie der Balthasar-Neumann-Chor und das dazugehörige Ensemble dies realisieren, ist absolut mustergültig. Der Grad an Perfektion, der hier erreicht wird, ist mehr als beeindruckend. Dennoch klingt die Musik nie kalt oder zu perfekt. Das richtige Maß zu finden ist eben auch eine Kunst und hier gelingt sie in Vollendung.

Alte Musik-Spezialist Pablo Heras-Casado hat mit dieser Einspielung hervorragende Arbeit geleistet: der Chorklang ist entschlackt und feinnervig, die Stimmen werden schlank und sauber geführt, Affekte und Agogik ebenso wie die musikalische Syntax prägnant aber nicht mit dem Vorschlaghammer herausgearbeitet. Und auch die ausgezeichnete Intonation ist quasi "auf Kante" gearbeitet: Intervalle bekommen so eine deutliche Charakteristik im Sinne des harmonischen Kontextes, die Musik wirkt ungeheuer lebendig und frisch.

Insgesamt ist dies also eine ganz hervorragende Einspielung mit vorbildlichem Charakter: eine Repertoirelücke wird geschlossen und das auf eine geradezu exemplarische Weise. Was will man mehr?

Guido Krawinkel [17.07.2015]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hieronymus Praetorius
1Magnificat quarti toni (aus Canticum Beatae Mariae Virginis seu Magnificat, Hamburg 1622) 00:11:46
2Quam pulchra es, amica mea (aus Cantiones variae, Hamburg 1618) 00:04:13
Jacob d.J. Praetorius
3Indica mihi 00:04:11
Hieronymus Praetorius
4Surge, propera, amica mea (aus Cantiones sacrae, Hamburg 1599) 00:06:49
Michael Praetorius
5Magnificat per omnes versus super ut re mi fa sol la (aus Megalynodia Sionia, Wolfenbüttel 1611) 00:18:59
Jacob d.J. Praetorius
6Quam pulchra es 00:04:31
Hieronymus Praetorius
7Vulnerasti cor meum (aus Cantiones novae officiosae, Hamburg 1625) 00:04:07
Michael Praetorius
8Nigra sum sed formosa (aus Musarum Sioniarum, Nuremberg 1607) 00:03:24
Hieronymus Praetorius
9Tota pulchra es (aus Cantiones variae, Hamburg 1618) 00:06:24
Jacob d.J. Praetorius
10Veni in hortum meum (aus Cantiones sacrae, Hamburg 1607) 00:03:37
Hieronymus Praetorius
11O quam pulchra es (aus Cantiones novae officiosae, Hamburg 1625) 00:03:48

Interpreten der Einspielung

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