Franz Liszt
Works for Violin and Piano
BIS 2085
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2014
27.08.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dem schwedischen Geiger Ulf Wallin ist mit seinem Landsmann Roland Pöntinen eine künstlerisch ansprechende, musikhistorisch und musikästhetisch äußerst aufschlussreiche Einspielung gelungen. Sie sind nicht die ersten, die sich dem überschaubaren Schaffen Franz Liszts für Violine und Klavier zugewandt haben. Aber im Vergleich zu jenen, die sich die schöne Mühe gemacht haben, dieses Oeuvre über den akustischen Tellerrand des bedeutenden „Duo concertant“ hinaus in Augen- und Ohrenschein zu nehmen, rangieren sie meiner Ansicht nach an der Spitze klanglicher Abwägung und dialogischen Einverständnisses. Das heißt: einzig und allein im Bereich des „nur“ viertelstündigen „Grand Duos“ rechne ich der DG-Aufnahme mit Gidon Kremer und Oleg Maisenberg ein paar Pluspunkte an. Sie beziehen sich auf überraschende Momente hinsichtlich der charakterlichen Ausgestaltung, aber auch der mobilen Zuspitzung besonders im Variationssatz. Hier wirkt besonders Maisenberg seinem jüngeren Kollegen Pöntinen um eine Spur behender und klanglich glitzender, wenn Liszt den Pianisten bis in hohe Regionen der Tastatur auf die Reise schickt.
Alle anderen Stücke dieser mit Materialien der „Klassik Stiftung Weimar“ und des „Goethe- und Schiller-Archivs“ philologisch abgesicherten Zusammenstellung liegen nun in sensiblen, dem jeweiligen „Thema“ gründlich nachhorchenden Einspielungen vor. In also ebenso melancholischen wie kraftvollen Interpretationen, in deren Verlauf Ulf Wallin sein Instrument mit schlankem, dezent vibrierendem Ton gleichsam „zum Sprechen bringt“, während Pöntinen bei aller Akkuratesse auch den begründeten Forderungen nach schwelgerischen Modulationen nachkommt.
In seinem ausführlichen Begleittext ist es Wallin gelungen, die Lebensumstände und das Schaffen Franz Liszts in ihren nationalen, künstlerischen und privaten Verstrickungen und Höhenflügen zu beleuchten. Vor allem aber leistet das Booklet gute Dienste, um den Musikfreund zunächst für Liszts originales Duo für Violine und Klavier und dann auch für die Bearbeitungen zu erwärmen. Der kritische Hörer – und da vor allem der reine Klavierenthusiast – wird dabei nicht umhin können, die Duo-Version der Ungarischen Rhapsodie Nr. 12 lediglich als kammermusikalischen Kompromiss zu bewerten. Auch wenn hier Wallin und Pöntinen ihr Möglichstes geben, die „Rhapsodik“ wirkt unter dem Diktat des Zusammenspielens in den impulsivsten Momenten immer etwas zurückgeregelt, gewissermaßen an die Kette genommen.
Grand Duo concertant: Kremer – Maisenberg (DG 445 820-2), Nicholls–Ayerst (Hyperion CDA 66743) B. Schmid – Haering (Two Pianists Records TP 1039299), Kelemen – Bogányi (Hungaroto HCD 31879-80), Eichhorn– Arens (Hänssler 98.588), Jura und Alissa Margulis (Oehms OC 403), Irnberger – Torbianelli (Gramola 98932)
Peter Cossé † [27.08.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Grand duo concertant on Lafont's le marin S 128 | 00:16:15 |
8 | Die Zelle in Nonnenwerth S 382bis | 00:06:40 |
9 | Epithalam S 129 | 00:04:28 |
10 | Rapsodie hongroise Nr. 12 S 379a | 00:12:11 |
11 | Zweite Elegie S 131bis für Klavier und Violoncello | 00:04:46 |
12 | Romance oubliée S 132 | 00:04:17 |
13 | La lugubre gondola S 134bis | 00:09:49 |
Interpreten der Einspielung
- Ulf Wallin (Violine)
- Roland Pöntinen (Klavier)