Granados
Goyescas
BIS 2122
1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2014
19.01.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Goyescas von Enrique Granados, entstanden um 1910, sind wohl das bedeutendste Klavierwerk der neueren spanischen Musik. Der katalanische Komponist beschwört darin Bilder von Francisco de Goya, den er als „das repräsentative Genie Spaniens“ preist. Nicht das Rhythmische, eher überraschend bei iberischen Kreationen, dominiert, sondern der Stimmungszauber. Granados ist ein Poet und kein Trommler – ein entscheidender Hinweis für Interpreten. Es gilt, sich an jenen Ausspruch des Komponisten zu erinnern, wonach er „eine Mischung aus Bitterkeit und Anmut“ erstrebt habe.
Ich muss bekennen: ich bin voreingenommen. Die Einspielung der spanischen Pianistin Alicia di Larrocha (ich halte mich da insbesonders an ihre letzte Aufnahme von 1990), ist und bleibt für mich die Referenz in Sachen Goyescas. Dieser Herausforderung muss sich, in der aktuellsten Edition, auch der Holländer Joop Celis stellen. Der 57jährige Pianist ist offenbar ein Alleskönner; er zieht sich bei Granados ziemlich untadelig aus der Affäre. Aber er bleibt nüchtern, wo seine spanische Kollegin die poetische Dimension dieser „majos enamorados“ verliebten Kavaliere (so der Untertitel) sucht. Anders gesagt: Celis spielt Klavier, während Larrocha auf den Tasten zu singen scheint und dabei erstaunlicherweise die dynamische Skala weiter spannt. Nehmen wir als Beispiel das Schlussstück des ersten Teils der sechsteiligen Suite, „Quejas o La maja y el ruisenor“ (Wehklagen oder Das Mädchen und die Nachtigall). Wie bewegend gibt sich die Klage des einsamen Mädchens, wie verklärt schiebt sich die Melodie der Nachtigall dazwischen – bei Larrocha jedenfalls. Joop Celis spielt das alles korrekt, hält die beiden Sphären sogar eine Spur deutlicher auseinander. Aber er dringt weniger in die Innenwelt dieses Bildes ein, auch musikalisch gesprochen: die Vielschichtigkeit (gewisse Passagen sind auf drei Systemen notiert) kommt bei Larrocha deutlicher zum Vorschein.
Immerhin, der holländische Pianist hat ein Plus anzubieten, indem er mit den Escenas poeticas eine weitere und seltener anzutreffende Sammlung von Klavierstücken beifügt. Granados hat deren ersten Teil seiner Tochter Soledad gewidmet, und die Schlichtheit mancher Passagen in den sieben Stücken wird von Joop Celis unverkrampft, ja durchaus subtil ausgebreitet. Ob nun der Komponist frei nach Goethes „Faust“ Gretchens Lied anstimmt oder ob er in Eva y Walter das Liebespaar aus den Meistersingern beschwört, ohne einen Ton Wagner hineinzumischen…
Mario Gerteis † [19.01.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Enrique Granados | ||
1 | Goyescas - Suite nach Bildern von Goya Hugo Monden | 00:50:37 |
7 | Escenas Poéticas (Libro 1) | 00:17:10 |
14 | Intermezzo | 00:03:53 |
15 | El Pelele (Escena goyesca) | 00:04:18 |
Interpreten der Einspielung
- Joop Celis (Klavier)