Cançons I Danses Catalanas
BIS 2092
1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2014, 2015
19.07.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Nur eines der insgesamt 24 von Franz Halász hier eingespielten Stücke ist über drei Minuten lang, nämlich Joan Manéns abschließende Fantasia-Sonata von 1930. Auch, wenn es gut tut, in diesem gewichtigen Werk des spanischen Komponisten (1883–1971) nach vielen sehr kurzen Einheiten wieder einmal einen längeren Atem zu spüren, Entwicklungen zu begegnen: So hatte doch Halász schon vorher das Kabinettstück abgeliefert, über die kleingliedrigen Formen der Suite und derjenigen der Liedsammlung Bögen zu spannen, die den Werken nicht unbedingt selbst zueigen sind.
Sowohl Frederic Mompous Suite Compostelana von 1962 als auch Miquel Llobets Sammlung Cancons Populars, entstanden zwischen 1899 und 1926, reihen die Nummern aneinander, ohne wahrnehmbare motivische Verbindungen zu schaffen. Natürlich weisen beide Werke eine gewisse interne Harmonie auf: Mompous (1893–1987) Suite vereint eine Vielfalt kurzer Tänze, die allesamt wirklich nicht klingen wie 1962 komponiert, die nichts von den Umbrüchen und Kämpfen dieser Zeit mitführen, dafür aber so genuin für die Gitarre geschrieben sind, dass sie eine zeitlose Wirkung entfalten.
Weniger gilt das für Miquel Llobets (1878–1938) Sammlung, weil die 13 Stückchen ja als Volkslieder gekennzeichnet sind und sich daher der musikgeschichtlichen Umgebung nicht zu stellen brauchen; was heraussticht, ist die meisterliche Satztechnik und eine kompositorische Haltung, welche glücklich die Waage hält zwischen der Schlichtheit der Weisen und der Finesse ihrer Bearbeitung. Letztere schließt auch Kunstgriffe wie Flageoletts ein (etwa in „El Noi de la Mare“ – „Der Sohn der Jungfrau“ – oder „La filla del marxant“ – „Die Tochter des Kaufmanns“).
Was also ist Franz Halász´ Geheimnis, wie schafft er es, Einheit herzustellen in der Aufeinanderfolge kleiner Gebilde? Zunächst einmal hat Halász nachweisbare Kompetenz in der komplexen musikalischen Avantgarde etwa Hans Werner Henzes, er weiß also, wie Heterogenes zusammengefaßt werden kann. Diesen rückwärtsgewandten, im besten Sinne altmodischen Stücken begegnet er mit einem modern geschulten und aufgeklärten Bewußtsein. Zudem schafft er es – die Klangphotographie bildet es schön ab –, alle diese Miniaturen sozusagen in einem Atem zu nehmen, es bildet sich so ein natürliches Kontinuum. Dass der Reichtum und die Schönheit des Tones einzigartig sind – diese Vorzüge des Spieles Franz Halász´ muß man einfach hören, um sie nachvollziehen zu können.
An diesem Punkt muß auch die Klangqualität gerühmt werden. Abgesehen von der Natürlichkeit, Plastizität und Fülle (etwa in der abschließenden Muneira) sind die kleinen Nebengeräusche diskret, aber reizvoll eingefangen, das Schaben der Finger über die Saiten etwa und ähnliche anschauliche Ereignisse, gerade über Kopfhörer stellt sich der Eindruck her, Franz Halász säße dem Hörer gegenüber und dieser könnte sein Ohr ganz nah an das Instrument bringen. Wer etwas über moderne Gitarrenkunst erfahren möchte, höre diese hochwertige Produktion.
Prof. Michael B. Weiß [19.07.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Federico Mompou | ||
1 | Suite Compostelana | 00:14:46 |
Miguel Llobet | ||
7 | Plany (aus: Cançons Populars) | 00:01:40 |
8 | El Noi de la Mare (aus: Cançons Populars) | 00:01:40 |
9 | La pastoreta (aus: Cançons Populars) | 00:01:44 |
10 | La filla del marxant (aus: Cançons Populars) | 00:02:34 |
11 | L' hereu Riera (aus: Cançons Populars) | 00:00:58 |
12 | Cançó del Lladre (aus: Cançons Populars) | 00:02:01 |
13 | La filadora (aus: Cançons Populars) | 00:00:47 |
14 | El mestre (aus: Cançons Populars) | 00:02:45 |
15 | El Testament de n'Amèlia (aus: Cançons Populars) | 00:01:32 |
16 | Lo fill del rei (aus: Cançons Populars) | 00:01:27 |
17 | Lo rossinyol (aus: Cançons Populars) | 00:00:57 |
18 | Lo presó de Lleida (aus: Cançons Populars) | 00:01:30 |
19 | La Nit de Nadal (aus: Cançons Populars) | 00:01:56 |
Federico Mompou | ||
20 | Cançó i Dansa Nr. 10 (Sobre dos cantigas del rei Alfonso X) | 00:03:08 |
22 | Cançó i Dansa Nr. 13 für Gitarre | 00:04:21 |
Joan Manén | ||
24 | Fantasia-Sonata per a guitarra Op. A-22 | 00:15:13 |
Interpreten der Einspielung
- Franz Halász (Gitarre)