Sergei Prokofiev
Violin Concertos Nos. 1 & 2
BIS 2142
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2015
09.09.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zu dieser Einspielung lässt sich nicht wesentlich mehr sagen, als dass alles auf gleichermaßen hohem Niveau hervorragend gelungen ist. Der Geiger Vadim Gluzman, der bereits in zahlreichen CD-Veröffentlichungen unter Beweis gestellt hat, dass er so gut wie jedes Repertoire stilsicher beherrscht, findet auch für die beiden Violinkonzerte Prokofjews den richtigen Ansatz. Das heißt zuvorderst, dass er gottlob darauf verzichtet, alles „ganz anders“ zu machen, um den Werken seine eigene Persönlichkeit aufzudrücken. Abgesehen vielleicht von einer durchgehend recht zügigen Tempogestaltung nimmt er einfach den Notentext beim Wort. Das mag simpel klingen, doch gelegentlich werden in den beiden Konzerten allzu sehr die lyrischen Elemente in den Vordergrund gestellt, was dann eine gewisse Einförmigkeit des Ausdrucks zur Folge hat. Gluzman hingegen beseelt die Partituren vor allem mit jugendlicher Energie, was insbesondere im Fall des Ersten Konzerts – nicht nur angesichts dessen Entstehungszeit – mehr als angebracht ist. Diese Energie betrifft nun keineswegs nur die bewegten, stürmischen oder von Prokofjews sardonischem Humor geprägten Passagen – etwa die wahnwitzige Pizzicato-Stelle in der Durchführung des Kopfsatzes im Konzert Nr. 1 – sondern ist tief in Gluzmans beseeltem Ton verankert, der selbst dann nicht an Intensität einbüßt, wenn es ganz leise wird. Dies gelingt ihm mit genau der richtigen, unaufdringlichen Dosierung des Vibratos. Und wenn es sein muss, geht Gluzman durchaus an die Grenzen des schönen Tons, ohne diese je zu überschreiten.
Hinzu kommt, dass der gelegentlich rasche Wechsel der musikalischen Charaktere von Gluzman ausgesprochen organisch realisiert wird – etwa im Finale des Zweiten Konzerts der von Kastagnetten unterlegte ausgelassene Tanz im Dialog mit den fast bösartig gleichförmigen Perpetuum-Mobile-Figurationen. Prokofjews Musik zeigt bei Gluzman ihre Zähne, verzerrt ihr Antlitz jedoch nie zur Grimasse. Der Geiger erfährt tatkräftige Unterstützung vom Estonian National Symphony Orchestra unter der Leitung des eminenten Prokofjew-Kenners Neeme Järvi, der die Partituren in all ihrem Farbreichtum mustergültig erschließt. Bleibt abschließend zu sagen, dass Soloinstrument und Orchester klanglich optimal aufeinander abgestimmt sind. Chapeau!
Thomas Schulz [09.09.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Prokofjew | ||
1 | Konzert Nr. 1 D-Dur op. 19 für Violine und Orchester | 00:20:49 |
4 | Konzert Nr. 2 g-Moll op. 63 für Violine und Orchester | 00:26:30 |
7 | Sonate D-Dur op. 115 für Violine solo | 00:11:49 |
Interpreten der Einspielung
- Vadim Gluzman (Violine)
- Estonian National Symphony Orchestra (Orchester)
- Neeme Järvi (Dirigent)