Lise Davidsen
Decca 483 4883
1 CD • 64min • 2018
07.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine Wagner- und Strauss-Sängerin aus Skandinavien – da denkt man unwillkürlich und hoffnungsvoll an den Sänger-Olymp, an Karyatiden wie Flagstad oder Nilsson. Die Norwegerin Lise Davidson besitzt, wie ihre Debüt-Platte erkennen lässt, eine große, starke Sopranstimme. Die junge Dame hat sich schon im weiten Opern-Rondeau bekannt gemacht, hat etliche Preise erhalten, singt die Tannhäuser-Elisabeth in Bayreuth 2019, auch gibt’s Verpflichtungen nach London und New York. Alle Tore auf für die kommende Brünnhilde, Isolde, Elektra!
Doch Vorsicht! Es wäre nämlich besser gewesen, das Arien- und Liederkonzert der Lise Davidson überhaupt nicht zu veröffentlichen. Die darin enthaltenen Gesangsunarten und Nachlässigkeiten könnten nämlich ein schiefes Licht auf die Künstlerin werfen. Hat bei der Aufnahme niemand bemerkt, dass ihre Aussprache total unverständlich ist? Und gerade die deutliche Diktion ist ein Kernpunkt der Wagner- und Strauss-Interpretation. Es ist auf weite Strecken gar nicht zu erkennen, in welchem Idiom da gesungen wird. Unbegreiflich, denn das gute Deutsch war bei nordischen Sängerinnen und Sängern niemals ein Problem. Und noch ein zweites: die Sängerin hat zwar Stimme, sie singt Töne, aber die Töne stehen da wie die Bäume in einer Allee. Keine Bindung, kein Verschmelzen, fast immer eine kleine Kluft zwischen den Tönen. Das widerspricht allen guten Tischsitten der Vokalkunst. Fazit: es wäre unfair, die Sängerin nach dieser Aufnahme zu beurteilen. Auch stehen ihr ja noch alle Zukunfts-Möglichkeiten offen. Jedenfalls hat sie noch viel zu lernen, wenn sie sich dem stolzen Tross ihrer großen Vorgängerinnen anschließen will.
Die Vier letzten Lieder von Richard Strauss, von denen es so viele muster- und meisterhafte Versionen gibt – hier wird zwar gesungen, aber nichts gesagt. Über die Begleitung durch das Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen läßt sich überwiegend nur Gutes sagen.
Clemens Höslinger [07.07.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Wagner | ||
1 | Dich, teure Halle, grüß ich wieder (2. Aufzug: Elisabeth - aus: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg) | 00:03:41 |
2 | Allmächt'ge Jungfrau, hör mein Flehen (3. Aufzug: Elisabeth) | 00:07:33 |
Richard Strauss | ||
3 | Es gibt ein Reich, wo alles rein ist (Monolog der Ariadne - aus: Ariadne auf Naxos) | 00:06:36 |
4 | Ruhe, meine Seele! op. 27 Nr. 1 | 00:04:36 |
5 | Cäcilie op. 27 Nr. 2 | 00:02:20 |
6 | Heimliche Aufforderung op. 27 Nr. 3 | 00:03:29 |
7 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:04:34 |
8 | Wiegenlied op. 41 Nr. 1 für Sopran und Orchester | 00:04:12 |
9 | Malven AV 304 | 00:03:02 |
10 | Frühling | 00:03:45 |
11 | September | 00:05:38 |
12 | Beim Schlafengehen | 00:05:39 |
13 | Im Abendrot | 00:08:59 |
Interpreten der Einspielung
- Lise Davidsen (Sopran)
- Philharmonia Orchestra (Orchester)
- Esa-Pekka Salonen (Dirigent)