Felix Mendelssohn Barholdy
Organ Works
MDG 949 2096-6
1 CD/SACD stereo • 78min • 2018
11.04.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es gibt Musikstücke, die will man manchmal auf eine Rote Liste setzen, weil sie so oft gespielt werden, dass man sie schon fast nicht mehr hören mag. Johann Sebastian Bachs omnipräsente d-Moll Toccata gehört dazu und auch der sogenannte Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy, beides Werke, die ständig und andauernd in Kontexten auftauchen, die etwas mit Orgel zu tun haben, oder die sich auch als liturgische Begleitmusik bei Hochzeiten (zu) großer Beliebtheit erfreuen. Ausgerechnet mit diesem Hochzeitsmarsch fängt die Einspielung von Christoph Schoener an den Orgeln der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis an. Doch wird hier eben nichts abgespult und auch die Transkription (hier von Théodore Dubois) des aus dem Sommernachtstraum stammenden Originals ist dazu angetan, seinen Frieden mit diesem Stück zu machen. So orchestral, aber gleichzeitig auch orgelgemäß erklingt dieses Stück sonst selten, nicht zuletzt, weil Christoph Schoener die Orgelanlage des Michel mit all ihren Facetten optimal nutzt. Schoener, bis Ende 2019 Kirchenmusikdirektor eben dort, spielt mit Schwung und Brio. Er lässt diese Musik singen und lässt sie so authentisch klingen, dass man meinen könnte, es wären Originalwerke für Orgel.
Orgelgemäße Raritäten
Zu hören gibt es außer dem Hochzeitsmarsch mit dem Choral Herzlich tut mich verlangen, einem Trauermarsch und einem Thema mit Variationen auch schöne Raritäten aus Mendelssohns Feder, die nicht weniger orgelgemäß klingen. Ferner hat Schoener sich ein zweites Mal im Rahmen seiner Karriere den Sechs Präludien und Fugen op. 35 gewidmet. Bereits vor gut einem viertel Jahrhundert hat er diesen original für Klavier komponierten Zyklus in der Transkription von Christoph Bossert aufgenommen, damals an einem gänzlich anderen Orgeltypus. Die Aufnahme aus dem Michel ist nun anders, weder besser noch schlechter, sondern einfach so, dass man ohne Einschränkungen sagen kann: es passt. Schoener fährt die Orgelanlage des Michel schön aus ohne dabei angesichts ihrer orchestralen Möglichkeiten in Effekthascherei zu verfallen. Seine Interpretation unterstreicht den mal lyrischen, mal virtuosen Duktus der Musik ohne zu übertreiben. Gleiches trifft auf seine unaufgeregte Art der Interpretation zu. Schoener spielt mit großer Präzision, was gerade bei einigen Stücken aus op. 35 ziemlich tricky ist, aber auch mit großer Leidenschaft. Man hört: hier spielt jemand auf dem Höhepunkt seines musikalischen Schaffens. Übertreiben ist da gar nicht nötig.
Guido Krawinkel [11.04.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Hochzeitsmarsch op. 61 Nr. 9 | 00:06:18 |
2 | Lied ohne Worte C-Dur op. 102 Nr. 6 – Andante | 00:02:11 |
3 | Thema mit Variationen D-Dur für Orgel solo | 00:05:09 |
4 | Herzlich tut mich verlangen - Choral und Variation | 00:05:07 |
5 | Lied ohne Worte e-Moll op. 62 Nr. 3 (Trauermarsch) – Andante maestoso | 00:07:06 |
6 | Prelude and Fugue e minor op. 35 No. 1 | 00:10:55 |
8 | Prelude and Fugue D major op. 35 No. 2 | 00:07:03 |
10 | Prelude and Fugue b minor op. 35 No. 3 | 00:07:00 |
12 | Prelude and Fugue A flat major op. 35 No. 4 | 00:11:11 |
14 | Prelude and Fugue f minor op. 35 No. 5 | 00:07:47 |
16 | Prelude and Fugue B flat major op. 35 No. 6 | 00:07:34 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Schoener (Orgel)