Ferdinand Pfohl
Strandbilder • Suite élégiaque • Hagbart
Grand Piano GP784
1 CD • 1h 26min • 2016
30.04.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ferdinand Pfohl? Ein Name, mit dem wohl nur die wenigsten Musikfreunde etwas anfangen können. Gelebt hat der Komponist und Musikkritiker von 1862–1949, zwischen Romantik und Moderne. Bekannt geworden ist er durch seine musikalischen Schriften und sein Wirken als Musikgelehrter, doch dass er auch ein durchaus respektabler Pianist und vor allem auch Komponist war, der beachtliche Erfolge vorzuweisen hat, ist völlig der Vergessenheit anheim gefallen. Die Pianistin Jamina Gerl ist nun angetreten, dies zu ändern. Sie hat Klavierwerke Pfohls eingespielt: die Zyklen Strandbilder op. 8 und Suite Elégiaque op. 11 sowie die Rhapsodie Hagbart, eine ziemlich umfangreiches Werk von fast zwanzig Minuten Dauer. Damit setzt Pfohl eine deutliche Marke, denn so einen Zwanzigminüter komponiert man nicht mal so nebenbei. In diesem Fall hat das musikalisch Hand und Fuß, das Stück ist keine ausgewalzte Petitesse, sondern ein ausgewachsener Brocken für echte Virtuosen. Auch die von Pfohls nordischer Heimat inspirierten Strandbilder und die originelle Suite lassen aufhorchen. Hier bewegt sich ein Komponist auf der Suche nach dem eigenen Profil souverän zwischen den Stilen.
Eigener Stil
Mal klingt es ein wenig nach Debussy, Liszt ist zuweilen auch mit dabei. Ebenso wie manch anderer von Pfohls Zeitgenossen, doch so richtig trifft es das nie. Pfohls Stil ist doch so eigen und individuell, dass es zunehmend Freude macht, seine Musik zu entdecken. Das ist vor allem das Verdienst von Jamina Gerl. Für sie ist die Entdeckung der Werke Pfohls scheinbar alles andere als eine Pflichtübung. Sie widmet sich dieser Aufgabe mit großartigem Nachdruck, pianistischem Feinschliff und insgesamt so überzeugend, dass man nicht anders kann, als dieses Plädoyer für einen Komponisten abseits des kanonisierten Mainstreams als rundum gelungen zu bezeichnen. Pianistisch bleibt Gerl dieser hochinteressanten Musik nichts schuldig, im Gegenteil. Sie spielt Pfohl mit der gleichen Überzeugungskraft und Detailversessenheit wie Liszt oder Debussy. Die Pianistin nimmt diese Musik ernst, leuchtet ihre stilistischen Eigenheiten und musikalischen Eigentümlichkeiten aus. Und sie schafft es neugierig zu machen auf Ferdinand Pfohl und seine Musik.
Guido Krawinkel [30.04.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ferdinand Pfohl | ||
1 | Strandbilder op. 8 | 00:26:15 |
7 | Suite élégiaque op. 11 (Cinq Morceaux pour Piano) | 00:42:10 |
12 | Hagbart (Nordische Rhapsodie nach einem Thema von Edvard Grieg) | 00:17:55 |
Interpreten der Einspielung
- Jamina Gerl (Klavier)