Jubilee
MDG 903 2169-6
1 CD/SACD stereo • 61min • 2020
28.08.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Was soll man machen, um das zwanzigjährige Jubiläum der „Starnberger Musiktage“ gebührend zu feiern? Entweder greift man auf alte Live-Mitschnitte zurück, die für Besucher einen gewissen nostalgischen Reiz haben mögen, aber immer etwas Zufälliges, das wiederum zu Diskussionen ob der Auswahl führen mag, in sich bergen. Oder man lädt, wie es Rudens Turku getan hat, seine langjährigen Kammermusikpartner zu einer Neuproduktion ein, um in größerer Besetzung zu musizieren.
Elegant-virtuoses Nonett
Als zentrales Originalwerk bietet sich das Nonett op. 31 in F-Dur von Louis Spohr geradezu an. Es entstand als Auftragskomposition für den reichen Wiener Tuchhändler Johann Tost, dessen Mäzenatentätigkeit wir auch die Streichquartette op. 54 von Joseph Haydn verdanken. Die Arbeitsaufgabe für den Komponisten lautete, ein Nonett zu komponieren, das jeder Mitwirkende gern spielt. Für dieses Werk, das genauso gut auch Kammersymphonie heißen könnte, kombinierte Spohr das klassische Bläserquintett mit Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass und wies allen Beteiligten mit Ausnahme des Bassisten dankbare elegant-virtuose Aufgaben zu. So entstand ein höchst farbiges Werk von höchster kompositorischer Qualität, das Vorbild für die Werke gleicher Besetzung von Louise Farrenc und J. G. Rheinberger wurde, aber auch Schuberts Oktett beeinflusst haben dürfte.
Das Nonett wird von zwei Auftragswerken umrahmt. Ulf-Guido Schäfer arrangierte die ursprünglich für Klavier komponierte und vom Komponisten erst später orchestrierte Amerikanische Suite op. 98b von Antonin Dvorák. Diese Bearbeitung bringt den folkloristischen Charakter der fünf auf amerikanischer Folklore basierenden Sätze optimal zur Geltung, so dass man sich fragt, warum nicht schon früher jemand auf diese Idee kam. Die von Wolf Kerschek für das Jubiläum geschriebene Festival Rhapsody würde als Soundtrack jedem Fantasy-Film höchste Ehre machen. Als Konzertstück für Trompete, Violine und Kammerensemble, ist sie ein weiterer schöner Beweis dafür, dass man auch heutzutage noch tonal, farbig und zur Freude der Zuhörer komponieren kann, ohne in Trivialität abzugleiten.
Ausgesprochenes Hörvergnügen
Das Rudens Turku Festival Ensemble musiziert alle drei Werke mit großem Engagement, hohem Klangsinn und traumwandlerischem Abstimmung zwischen den Mitwirkenden. Man merkt, dass es sich hier nicht um eine Ad-hoc-Gruppierung handelt, sondern um ein Musizieren mit Freunden, die man schon lange kennt. Satte, jedoch niemals zu dick aufgetragene Farben, Feinabstimmung in dynamischen Details, sensibel gestaltete Kantilenen, selbstverständliche Virtuosität und Freude am Spiel machen diese Aufnahme zu einem ausgesprochenen Hörvergnügen.
Die Aufnahme der SACD geriet, was Farbigkeit und Transparenz anbelangt, technisch exzellent, der Booklet-Text ansprechend.
Fazit: Ein Leckerbissen in drei satten Happen für alle, die sich nicht entscheiden mögen, ob sie Kammer- oder Orchestermusik bevorzugen. Aufgrund der exzellenten Aufnahme auch zum Lautsprechertest hervorragend geeignet. Ganz klare Empfehlung.
Thomas Baack [28.08.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Suite A-Dur op. 98b | 00:18:49 |
Louis Spohr | ||
6 | Gran Nonett F-Dur op. 31 | 00:34:13 |
Wolf Kerschek | ||
10 | Festival Rhapsody | 00:07:52 |
Interpreten der Einspielung
- Rudens Turku Festival Ensemble (Ensemble)