lament
Works by Hagen Asheim Nordheim
BIS 2431
1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2018, 2019
23.10.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aus einer Zeit, in der das Singen im Chor noch erlaubt war, stammt die CD des Norwegian Soloists Choir, die spannend, aber nur bedingt zum entspannten Hören geeignet ist. Zeitgenössische Chormusik aus Skandinavien gilt zwar gemeinhin als recht harmonisch und nicht ganz so neutönerisch wie die Musik von Komponisten anderer Herkunft, was sich hier aber nur in Teilen bestätigt. Die drei hier zur Aufnahme gebrachten Komponisten Lars Petter Hagen, Nils Henrik Asheim und Arne Nordheim gehören eher zu denen, die als in der Moderne verankert angesehen werden können. Und doch: In ihren Werken zum Überthema „Lament“ lassen sie einen Dialog entstehen zwischen alten Traditionen und neuen Klängen und schaffen damit anspruchsvolle, atmosphärisch dichte Werke für „Kopf“-Hörer.
Spannung und Dramatik
Hagens Lament, das somit titelgebende Stück der Aufnahme, entstand 2015 basierend auf einem Gedicht von E.E. Cummings, das der Dichter mit sechs Jahren geschrieben hat. Die Worte des Klagelieds werden von Hagen langsam auseinandergezogen und es entsteht eine Ruhe und Langsamkeit voller Trauer, schön und schmerzhaft. Ergänzt werden die Chorstimmen hier um Elektronik und Perkussion, letztere übernimmt Hans-Kristian Kjos-Sørensen, für den das Werk entstand. Der Kontrast zwischen den langgezogenen Tönen des Chores und den instrumentalen Klängen verleiht dem Werk noch einmal zusätzliche Spannung und Dramatik. Vor allem im zweiten Abschnitt entsteht so eine Klanggewalt, die ein 26-köpfiger Chor gar nicht vermuten ließe. Ruhig endet das Werk mit sphärischen und beruhigenden Klängen.
Sphärische Klänge des Nordens
Zu einem Ausflug in norwegische Schneelandschaften werden die Zuhörer in Nils Henrik Asheims Muohta mitgenommen. Das Werk besteht aus achtzehn Wörtern in der samischen Sprache, die alle einen Bezug zu Schnee haben. Das Auftragswerk für den Norwegian Soloists Choir wurde 2017 gemeinsam mit dem hier zu hörenden Ensemble Allegria zur Uraufführung gebracht. Die 18 Abschnitte des Werks stehen jeweils für ein Wort für Schnee und drücken sich musikalisch auch eher in minimalen, aber kontinuierlichen Änderungen aus. Ähnlich neutönerisch wie dieses Werk klingt auch das abschließende Aurora von Arne Nordheim, das 1984 entstand. Nordheim verband hier Worte des Psalms 139 mit dem letzten Gesang aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Das Werk ist komponiert für Chor, zwei Schlagzeuge und Elektronik und gibt aber den Stimmen den weitesten Raum. Hier ist einmal mehr zu hören, dass der Norwegische Solistenchor durchgehend hervorragend besetzt ist. Ein interessanter Ausflug in die zeitgenössische norwegische Chormusik, bestens umgesetzt, aber alles andere als leicht zum Hören.
Verena Düren [23.10.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Lars Petter Hagen | ||
1 | Lament | 00:15:50 |
Nils Henrik Asheim | ||
4 | Muohta (Language of Snow) | 00:20:42 |
Arne Nordheim | ||
22 | Aurora (In memoriam Cathy Berberian) | 00:21:27 |
Interpreten der Einspielung
- Norwegian Soloists' Choir (Chor)
- Grete Pedersen (Dirigentin)
- Hans-Kristian Kjos Sørensen (Percussion)
- Daniel Paulsen (Percussion)
- Terje Viken (Percussion)
- Ensemble Allegria (Ensemble)