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Besprechung CD

Pervez Mody plays Scriabin Vol. 6

Thorofon CTH2667

1 CD • 67min • 2014, 2017-2020

22.11.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Pervez Mody wuchs im indischen Mumbay in einer musikafinen Familie auf – seine musikalische Sozialisation war dann eher westeuropäisch geprägt. Seine Leidenschaft fürs Klavier wurde schon ab dem vierten Lebensjahr gefördert. Konsequent führte der Werdegang auf den Olymp der klassischen Pianistik, aufs Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium. Eines seiner künstlerischen „Lebensprojekte“ passt nur zu gut in diesen Kontext hinein: Eine Gesamteinspielung mit der Klaviermusik von Alexander Scriabin, wobei die fünf bereits erschienen Volumes auf Anhieb auf große Beachtung stießen. Auch die sechste Ausgabe lässt diesbezüglich keine Wünsche offen. Sie zeigt Pervez Mody als einen kraftvollen, ungemein reaktionsschnellen, intuitiv alle Feinnuancen und Ambivalenzen erfassenden Spieler.

Gelungene Werkausewahl

Klug ist die Gliederung des Repertoires für diese sechste Aufnahme: So fokussiert der Tonträger eben nicht nur ein herausgehobenes Kapitel, sondern die Auswahl legt Zeugnis über die gesamte Entwicklung und Bandbreite in Scriabins Œuvre ab. Mit anderen Worten, auch der Erwerb nur dieser einzelnen CD offenbart – in aussagekräftigen Schlaglichtern – den „ganzen“ Skriabin. Am Anfang stehen die Prägungen durch Chopin, was Pervez Mody in der Polonaise op. 21 b-Moll demonstriert. Ebenso sind die Mazurkas op. 25 von einem schwärmerischen Chopinschen Gestus geprägt. Das zeigt, wie die Tonsprache und Klangwelt dieses späteren radikalen Modernisierers der Musik erst mal Voraussetzungen braucht, einen emotionalen-sinnlichen Nährboden eben.

Mit klarem Blick

Schon die Preludes op. 35 dekonstruieren das Material. Viele der Preludes sind extrem kurz und skizzenhaft gebündelt – ideale Voraussetzungen für Perez Mody, mit imponierender Flexibilität in kurzen, zugespitzten Prozessen zu glänzen. Wohlgemerkt, Modys Zugriff wirkt bei aller überbordenden Virtuosität und Dynamik immer glasklar-analytisch und gewissermaßen sachlich. Schwelgerische atmosphärische Duftwolken sind definitiv nicht seine Sache und manchmal wünscht man sich vielleicht doch noch mehr sinnliche Leuchtkraft im Detail. Aber das verhilft diesem Interpreten und damit auch seinen Hörern umso mehr zu einem souveränen Überblick, vor allem beim Höhepunkt des Programms, der zerklüfteten Klangwelt in der sechsten Sonate.

Liegt es an der „objektiven“ spielerischen Konsequenz von Mody oder einfach an der gelungenen Werkauswahl dieser CD, dass sich trotz der gebotenen fast enzyklopädischen Vielfalt, dennoch ein stringent durchhörbarer Spannungsbogen auftut? Pervez Mody schöpft auf jeden Fall mit klarem Blick aus dieser eigenwilligen Zwischenwelt zwischen tonal und atonal und demonstriert dabei einmal mehr, wie er längst mit diesem russischen Modernisierer des Klavierspiels verwachsen ist.

Stefan Pieper [22.11.2020]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Alexander Scriabin
1Polonaise b-Moll op. 21 00:07:26
2Mazurka f-Moll op. 25 Nr. 1 00:03:30
3Mazurka e-Moll op. 25 Nr. 3 00:02:25
4Mazurka E-Dur op. 25 Nr. 4 00:03:51
5Prélude Des-Dur op. 35 Nr. 1 00:00:56
6Prélude B-Dur op. 35 Nr. 2 00:02:37
7Prélude C-Dur op. 35 Nr. 3 00:01:29
8Prélude Fis-Dur op. 48 Nr. 1 00:00:39
9Prélude D-Dur op. 48 Nr. 2 00:01:17
10Prélude Des-Dur op. 48 Nr. 3 00:00:45
11Prélude C-Dur op. 48 Nr. 4 00:00:58
12Prélude op. 67 Nr. 1 00:01:33
13Prélude op. 67 Nr. 2 00:01:06
14Klaviersonate Nr. 6 op. 62 00:14:29
15Mazurka Des-Dur op. 40 Nr. 1 00:01:52
16Mazurka Fis-Dur op. 40 Nr. 2 00:01:02
17Prélude E-Dur op. 33 Nr. 1 00:01:15
18Prélude Fis-Dur op. 33 Nr. 2 00:01:15
19Prélude C-Dur op. 33 Nr. 3 00:00:34
20Prélude As-Dur op. 33 Nr. 4 00:00:53
21Impromptu fis-Moll op. 10 Nr. 1 00:04:09
22Impromptu A-Dur op. 10 Nr. 2 00:02:48
23Etüde Cis-Dur op. 8 Nr. 1 00:01:39
24Etüde A-Dur op. 8 Nr. 6 00:02:02
25Etüde As-Dur op. 8 Nr. 8 00:03:29
26Etüde h-Moll op. 8 Nr. 3 00:02:34

Interpreten der Einspielung

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