César Franck
Trois Pièces • Trois Chorals
BIS 2349
1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2020
13.06.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
In Frankreich bestellt man „Un grand Crème“, wenn man einen großen Milchkaffee trinken will. Dann bekommt man eine große Tasse Kaffee mit sahniger Crema: lecker, süffig, belebend. So in etwa verhält es sich auch bei dieser Aufnahme der Trois Pièces und der Trois Chorals von César Franck, die der finnische Organist Pétur Sakari an der Cavaillé-Coll-Orgel der Kathedrale Sainte-Croix in Orléans gemacht hat. Sie ist wie ein „Grand Crème“, allererste Sahne. Sakari hatte allerdings auch beste Voraussetzungen dafür: er hat unter anderem in Frankreich studiert, die französische Orgeltradition also aus erster Hand kennengelernt, und mit dem romantischen Instrument in Sainte-Croix ein instrumentales Medium zur Verfügung, das das Franck’sche Idiom weitaus besser trifft als beispielsweise Francks eigenes Instrument in der Pariser Kirche St. Clotilde. Dort amtierte der „Pater seraphicus“ der französischen Orgelromantik als Titularorganist, doch seit Francks Tod ist dieses Instrument durch vielfältige Veränderungen und Erweiterungen fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden. Dabei ist der unnachahmliche Einklang zwischen Raum, Instrument und Musik gerade für das Werk Francks von entscheidender Bedeutung. Wenn das Zusammenspiel aller Parameter perfekt ist, entsteht etwas Magisches – so wie hier.
Großer Spannungsbogen
Sakari spielt grundsätzlich sehr entspannt, aber mit dem Temperament eines Youngsters und der Weitsicht eines alten Hasen. So schärft er beispielsweise das dramatische Potential der Werke Francks und umschifft manche ihrer Kanten, etwa in der wegen ihrer Länge oft gescholtenen Fantaisie in A. Von etwaigen Längen ist in Sakaris Interpretation nicht das Geringste zu spüren, dafür aber viel von einem unglaublich langen Atem und einem großen Spannungsbogen, der durch das ganze Stück hindurch trägt. Ein anderes bemerkenswertes Detail ist Sakaris wunderbar „sahniges“ Legato, das trotz der kathedralesken Akustik nichts verunklart oder schwammig erscheinen lässt. Im Gegenteil, Sakaris dichtes Spiel setzt etwa auch in der ungemein dramatischen Pièce heroïque wichtige Akzente. Zu oft erinnern die hier auftretenden klaviermäßigen Akkordrepetitionen an das Staccato eines Maschinengewehrs, hier hingegen hat man den Eindruck, dass Sakari mit seinem butterweichen Spiel tief in die Eigenheiten der Traktur des symphonischen Instrumentes eintaucht ist und selbige zum Vorteil der Musik ausnutzt. Allerdings haben sicherlich auch die üppige Akustik und die Aufnahmetechnik einen entscheidenden Anteil daran, ein ausgezeichnetes, von einer stimmigen Balance zwischen Instrument und Raum geprägtes Klangbild entstehen zu lassen.
Guido Krawinkel [13.06.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
César Franck | ||
1 | Fantaisie A-Dur FWV 35 (aus: Trois Pièces pour Grand Orgue) | 00:16:16 |
2 | Cantabile H-Dur FWV 36 (aus: Trois Pièces pour Grand Orgue) | 00:06:50 |
3 | Pièce héroïque FWV 37 (aus: Trois Pièces pour Grand Orgue) | 00:09:39 |
4 | Choral Nr. 1 E-Dur FWV 38 (Eugène Gigout gewidmet) | 00:15:37 |
5 | Choral Nr. 2 h-Moll FWV 39 (August Durand gewidmet) | 00:15:32 |
6 | Choral Nr. 3 a-Moll FWV 40 (Augusta Holmès gewidmet) | 00:15:20 |
Interpreten der Einspielung
- Pétur Sakari (Orgel)