Telemann Intimissimo
Perfect Noise PN 2201
1 CD • 66min • 2020, 2021
03.05.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Dieses Programm von Kammermusik aus der Feder von Georg Philipp Telemann haben die Musiker Christian Heim (Blockflöte und Viola da Gamba) sowie Avinoam Shalev (Cembalo) unter den Titel „Intimissimo“ gestellt: Sehr stimmig, denn es vereint Musik für zwei Interpreten in abwechslungsreicher Solo- und Duobesetzung; Flöte und Gambe solo oder jeweils mit Basso Continuo, sowie ein ursprünglich für Violine geschriebenes Concerto TWV 51:91, dessen Solopart von Bach für Cembalo bearbeitet wurde und dem Werk zusätzlich die Nummer BWV 985 im Bach-Werkeverzeichnis einbrachte.
Ein mögliches Publikum dieser Werke dürfte eher in einem kleinen Kreis versammelt gewesen sein, denn die Musik trägt das Charakteristikum der Kammermusik für „Kenner und Liebhaber“ – ein Ausdruck, der neben der Musik Carl Philipp Emanuel Bachs sicher auch für viele Kompositionen Telemanns gelten darf. Häufig lassen die Besetzungen dieser Stücke für kleine Musikerensembles an private Kreise eines musizierfreudigen Publikum denken; und das mag besonders für Telemanns über 45 Jahre währender Tätigkeit als director musices in Hamburg zutreffen: Sie brachte ihn in engen Kontakt mit der patrizisch-republikanischen Führungssschicht, die nicht nur das staatliche Leben der Hansestadt dominierte, sondern auch im Rahmen ihres Superioritätsgefühls eine reiche Förderung des Kultur- und Musiklebens entfaltete.
Vielfarbiges Kaleidoskop
„Gib jedem Instrument das, was es leiden kann, so hat der Spieler Lust, du hast Vergnügen dran“: Dieser Ausspruch Georg Philipp Telemanns sollte keinem Interpreten seiner unerschöpflich phantasievollen Musik je aus dem Sinn gehen. Die beiden Interpreten dieser CD haben sich ihn als Motto ihrer Aufnahme erkoren: Sowohl, was die Vielfalt der Stücke des hier eingespielten Repertoires angeht, als auch bezüglich einer wahrhaft lustvollen Interpretationshaltung, die Christian Heim und Avinoam Shalev hier als Solisten wie auch im Zusammenspiel an den Tag legen. Christian Heim stellt eine seltene Doppelbegabung als vorzüglicher Solist auf Blockflöte und Gambe unter Beweis, Avinoam Shalev brilliert auf dem Cembalo – der Künstler profilierte sich 2018 durch den Gewinn des ersten Preises beim Internationalen Bach Wettbewerb Leipzig und lehrt seit 2021 als Professor für historische Tasteninstrumente an der Universität der Künste Berlin.
Weiter Horizont
Zu Lebzeiten war Telemanns Rolle als einer der führenden europäischen Komponisten unbestritten, ein Konkurrenzkampf gegenüber J. S. Bach oder G. F. Händel, um die heute bewunderte Trias des deutschen Spätbarocks zu benennen, lag nicht im Horizont ihrer Zeit (mit Händel verband Telemann überdies eine nahe Freundschaft, die sich bis zum Austausch von Blumenzwiebeln beider begeisterter Floristiker erstreckte).
Die beiden konkurrierenden Nationalstile des Spätbarock waren der italienische (mit den stilprägenden Hauptzentren Venedig und Neapel) und der französische, der zu Zeiten Ludwigs XIV. mit Lully ausgerechnet von einem in Italien geborenen Komponisten maßgeblich geprägt wurde. Sie haben neben den Traditionen der deutschen Musik des 17. Jahrhunderts auch das Schaffen Telemanns, Händels und J. S. Bachs deutlich beeinflusst.
Individuell und international
Telemann war von den drei großen deutschen Meistern seiner Zeit wohl am meisten von der französischen Musik geprägt, doch bewahrte er auch im Angesicht seiner gallischen Vorbilder selbstbewusst eine musikalische Individualität, die ihm weit über Deutschlands Grenzen hinaus Respekt und Berühmtheit eintrug. Diese vorzügliche CD von Christian Heim und Avinoam Shalev führt mit reichhaltigen Aspekten aus Telemanns Kammermusik überzeugend seine einzigartige Stimme im Konzert der Musik seiner Zeit vor – und zwar unter den beiden Aspekten überragender Individualität und übergreifender Internationalität.
Detmar Huchting [03.05.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Sonata C-Dur TWV 41:C5 (aus Essercizii musici) | 00:07:15 |
4 | Fantasia Nr. 8 g-Moll TWV 40:9 für Blockflöte | 00:04:00 |
7 | Sonate e-Moll TWV 41:e5 für Viola da gamba und B.c. (aus Essercizii musici) | 00:08:15 |
11 | Fantasia Nr. 6 G-Dur TWV 40:31 für Viola da gamba | 00:06:43 |
14 | Concerto g-Moll TWV 51:g1 (nach J.S. Bach BWV 959) | 00:06:54 |
17 | Fantasia Nr. 7 D-Dur TWV 40:8 für Flöte solo | 00:06:36 |
19 | Sonata f-Moll TWV 41:f1 für Flöte und B.c. (aus Der getreue Music-Meister) | 00:10:10 |
23 | Fantasia Nr. 11 d-Moll TWV 40:36 für Viola da gamba | 00:06:26 |
26 | Sonata G-Dur TWV 41:G6 für Viola da gamba und B.c. (aus Der getreue Music-Meister) | 00:09:38 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Heim (Blockflöte, Viola da gamba)
- Avinoam Shalev (Cembalo)