Joseph Haydn
String Quartets Vol. 16
MDG 307 2275-2
1 CD • 61min • 2022
02.04.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Leipziger Streichquartett, gegründet 1988, setzt sich für ein weit gespanntes Repertoire ein, das von Bach bis zur Moderne reicht. In den letzten Jahren hat es sich insbesondere dem Schaffen Joseph Haydns gewidmet. Die Reihe der Streichquartett-Aufnahmen, die sich dem umfangreichen Katalog von rund siebzig Werken dieser Gattung in unregelmäßiger Folge zuwenden, ist nun bei der sechzehnten CD angekommen.
Haydn in London
Die drei Quartette des Opus 71, die zusammen mit denen des Opus 74 eine Sechsergruppe bilden, sind 1793 im Hinblick auf Haydns zweite England-Reise entstanden. Dies bedeutet, dass der Komponist mit einem zahlreichen Publikum in London rechnen konnte und dass er entsprechend große Dimensionen in fast sinfonischem Ausmaß für seine Stücke wählen musste, die den Rahmen bisheriger „Kammermusik“ sprengten.
Haydns Publikum
Die kurzen Einleitungen, die er den Quartetten voranstellte, mögen den Ruf „Ruhe bitte“ zu Beginn der Konzerte vertreten haben. Doch es wäre nicht Haydn, wenn er aus den fünf Fortissimo-Akkorden der Einleitung von op. 71,1 nicht ein Motiv gewonnen hätte, das in dem Satz mehrfach wieder auftaucht. Hier hätte Primarius Stefan Arzberger etwas deutlicher artikulieren können, um die Spitzentöne herauszuheben. Er versucht insgesamt, seine Führungsrolle etwas zurückzunehmen, um der Gleichberechtigung der vier Partner zu dienen. Dies kommt einerseits der Durchsichtigkeit der Faktur zugute, führt aber stellenweise zur klanglichen Einebnung. So vermisst man beispielsweise im Adagio von op. 71,2, einer ausdrucksvollen Gesangsszene, ein wenig das Aufblühen der Oberstimme.
Die Interpretation der Menuette
Eine Stärke der Leipziger liegt in der Nachzeichnung der thematischen Arbeit, die bis in die kleinsten Motive hinein klar verfolgt wird. Dies gilt auch für die Menuette, die in allen drei Quartetten überaus kunstvoll gestaltet sind. Im Menuett von op. 71,1 wird zugleich der Tanzcharakter betont, vor allem dank des pointierten Einsatzes von Peter Bruns am Violoncello. Im Menuett des dritten Quartetts wirkt das Tempo allerdings leicht überzogen, so dass der tänzerische Charakter weniger deutlich zum Vorschein kommt.
Neben der hervorragenden Klangqualität ist auch der Booklet-Text zu loben, der die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieser für London bestimmten Haydn-Quartette, die dem ungarischen Grafen und Musikmäzen Apponyi gewidmet sind, anschaulich und präzise nachzeichnet.
Prof. Klaus Trapp [02.04.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Streichquartett B-Dur op. 71 Nr. 1 Hob. III:69 | 00:20:19 |
5 | Streichquartett D-Dur op. 71 Nr. 2 Hob. III:70 | 00:19:17 |
9 | Streichquartett Es-Dur op. 71 Nr. 3 Hob. III:71 | 00:21:44 |
Interpreten der Einspielung
- Leipziger Streichquartett (Streichquartett)