Made in Vienna
Haydn • Liszt • Schönberg • D'Ase
Bogdan Laketic
Gramola 99264
1 CD • 53min • 2021
22.04.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein dreifaches Plus auf einem Tonträger vereint: Zum einen ist es die musikgeschichtliche Größe der Stadt Wien, mit der viele große Komponisten und ihre Werke untrennbar verbunden sind. Zum zweiten ist da mit dem Akkordeon ein Instrument, das sich immer universeller ins Musikleben einmischt – weil es so viel kann. Und schließlich macht hier mit Bogdan Laketic ein Interpret von sich reden, der genau diese Faktoren in seinem Spiel und seiner Programmauswahl für die CD „Made in Vienna“ zusammen bringt.
Genialer Gestalter
Dass Bogdan Laketics Instrumentenberrschung über alle Zweifel erhaben ist, ebenso wie sein großer stilistischer Weitblick, braucht kaum erwähnt zu werden. Die hörbaren Resultate versetzen dennoch ins Staunen: Zwei Klaviersonaten von Joseph Haydn, die sechs kleinen Klavierstücke von Arnold Schönberg, ein zeitgenössisches Werk des Belgiers Dirk D'Ase und schließlich Franz Liszts Soirées de Vienne werfen erst mal die Frage auf, wie das alles zusammen geht. Bogdan Laketic entfaltet auf dem Akkordeon eine solche Stilsicherheit, dass man glauben könnte, die Werke seien für nichts anderes als für dieses Instrument geschrieben worden. Die Ausdruckswucht eines Konzertflügels ist das eine – das mehrstimmige, klanglich nuancierbare, dynamisch atmende Potenzial des Akkordeons die andere Komponente, die hier vor allem eines hervor bringt: Es leuchten ungeahnte Facetten und es scheint eine andere, so noch nicht gehörte Gewichtung der musikalischen Strukturen zu geben.
Neue Perspektiven und Erfahrungen
Vor allem die polyphonen Strukturen werden durch den orgelartigen Klang in ein anderes, „barock-affineres“ Licht gesetzt. Dadurch springen, gerade bei Haydn, Prägungen ins Ohr, die vielleicht so noch gar nicht bewusst waren, die aber dennoch stark vorhanden sind. Bogdan Laketic spielt mit großer Spiellust und Dynamik, lässt sein Instrument singen, gibt der Klang- und Tonarchitektur allen Raum. Arnold Schönbergs Sechs Kleine Klavierstücke und vor allem die Figuren/Induktionen von Dirk D'Ase sind atmosphärische Gegenpole zur Wiener Klassik, die vor allem in ihrer Zuspitzung des Klanglichen höchste Eleganz und Finesse offenbaren. Die Schönberg-Stücke werden dabei einmal mehr zur neuen Erfahrung, eben weil der stationäre Akkordeonton etwas ganz anderes als die angeschlagene Klaviersaite ist.
Lässt sich auch das Werk eines komponierenden Klaviervirtuosen, nämlich Franz Liszt auf das Akkordeons übertragen? Bogdan Laketic beantwortet diese Frage in den Soirées de Vienne mit leichfüßigem Charme. Deutlich an beschwingter Anmut legen die Walzerelemente durch den Einsatz des Akkordeons zu. So klingt es erst recht – und wortwörtlich genommen – nach „made in Vienna!“
Stefan Pieper [22.04.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Klaviersonate As-Dur Hob. XVI:46 (Divertimento) | 00:14:11 |
Arnold Schönberg | ||
4 | Sechs kleine Klavierstücke op. 19 | 00:05:45 |
Joseph Haydn | ||
10 | Klaviersonate Nr. 34 e-Moll Hob. XVI:34 | 00:10:51 |
Dirk D'Ase | ||
13 | Figuren/Induktionen | 00:16:09 |
Franz Liszt | ||
14 | Soirées de Vienne S 427 Nr. 6, Allegro con strepito | 00:06:09 |
Interpreten der Einspielung
- Bogdan Laketic (Akkordeon)