Leopold I.
Requiem • Lectiones
cpo 555 078-2
1 CD • 70min • 2016
01.05.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Herrscherfamilie Habsburg war musikalisch außerordentlich begabt, unter ihnen sticht Kaiser Leopold I. (1640-1705) als bedeutender Komponist seines Zeitalters hervor, der mit mehr als 200 Werken ein ansehnliches Œuvre hinterließ. Zunächst nicht für die Nachfolge auf dem Thron vorgesehen, wurde Leopold als Nachfolger seines verstorbenen älteren Bruders Ferdinand 1655/56 zum König von Ungarn und Böhmen gekrönt. Nach Überwindung etlicher Schwierigkeiten trat er 1658 auch die Herrschaft als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation an; Leopold war einer der letzten Kaiser, der seinem Titel durch persönliches Wirken eine gewisse Machtfülle verleihen konnte. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das römisch-deutsche Kaisertum zu einer rein zeremoniellen Würde – die drohende Usurpation des uralten Kaisertitels durch Napoleon wurde 1806 im Bereich des Alten Reiches immerhin für gefährlich genug erachtet, dass der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II. Titel und Reich für erledigt erklärte (vorsichtig genug hatte er sich selbst zwei Jahre zuvor zum erblichen „Kaiser von Österreich“ erklärt). So zwang er Napoleon dazu, sich selbst – statt den ersehnten uralten Titel zu usurpieren – zum „Kaiser der Franzosen“ zu krönen, was ihn nach seinem Sturz zum Paria der europäischen Fürsten machte.
Abgesänge auf zwei Ehefrau
Leopold I. überlebte zwei seiner drei Gemahlinnen; zwei seiner Söhne, Joseph I. und Karl VI. wurden seine Nachfolger als römisch-deutsche Kaiser, und seine Enkelin Maria Theresia (1717-1780) wurde eine der mächtigsten Herrscherinnen ihrer Zeit. Leopolds erste Ehe mit seiner spanisch-habsburgischen Cousine Margarita Theresia scheint von gegenseitiger Liebe getragen worden zu sein; so sehr, wie Leopold ihr Tod im Jahr 1673 nach nur sechsjähriger Ehe geschmerzt hat. Das ist nicht nur durch das Requiem dieser Einspielung belegt, sondern auch durch schriftliche Äußerungen des Monarchen, die seine Trauer über den Tod seiner Gemahlin bezeugen. Auch die zweite Frau Leopolds I., Claudia Felicitas von Tirol, verstarb nach noch kürzerer dreijähriger Ehe, als Trauermusik für sie entstanden die Tres Lectiones.
Fähiger Komponist
Zeigen schon die beiden Trauermusiken auf seine verstorbenen Gemahlinnen Leopolds I. hohe Meisterschaft unter den Komponisten seiner Zeit, belegt auch die Motette Vertatur est in luctum, entstanden für das Fest der sieben Schmerzen Mariens, die weit über dem Durchschnitt seiner komponierenden Zeitgenossen stehenden musikalischen Fähigkeiten des komponierenden Kaisers.
Ebenbürtige Interpretation
Wie kaum anders zu erwarten: Wenn Manfred Cordes auf bemerkenswertes Repertoire stößt und sich dessen mit seinem Ensemble Weser Renaissance Bremen annimmt, darf der Musikfreund außerordentliche Erlebnisse erwarten. Hier präsentieren sie ihm diese Stücke nicht nur in perfekter musikalischer Umsetzung, sondern auch noch mit einer inneren Glut der künstlerischen Aussage. Die Distanz der Jahrhunderte wird mühelos überwunden, die zwischen der Entstehung der Musik und dem heutigen Erlebnis liegt; und somit wird die Darstellung der Interpreten zu einer Brücke zwischen den Epochen.
Detmar Huchting [01.05.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Leopold I. | ||
1 | Missa pro defunctis (Requiem, Per l'Augustissima Imperatrice Margareta) | 00:36:16 |
7 | Tres Lectiones (Pro Defunctis Piae Claudiae Felici) | 00:22:55 |
10 | Vertatur est in luctum (Motetto de Septem Doloribus Beatae Mariae Virginis) | 00:11:06 |
Interpreten der Einspielung
- Weser-Renaissance (Ensemble)
- Manfred Cordes (Dirigent)