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Franz Schmidt

Orgelwerke • Organ Works Vol. 1

Ambiente-Audio ACD-2047

1 CD • 65min • 2023

02.05.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Franz Schmidt (1874 – 1939) ist den Hörern von heute vor allem durch sein Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln bekannt. Und öfters aufgeführt wird auch das Zwischenspiel aus seiner Oper Notre Dame von 1914. Der in Preßburg, dem heutigen Bratislava, geborene Komponist wirkte in Wien zunächst als Cellist und Pianist, bevor er sich als Schüler von Bruckner, Ferdinand Hellmesberger und Robert Fuchs als Komponist einen Namen machte. Der schweizerische Organist Andreas Jetter setzt sich nun für das Orgelschaffen Schmidts ein, das eine zentrale Rolle im Schaffen des Multitalents bildet.

Schmidt als Spätromantiker

Jetter, Jahrgang 1978, Dommusikdirektor an der Kathedrale von Chur in der Schweiz, hat für seine Einspielungen die Behmann-Orgel der Stadt-Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn gewählt, eine 1927 gebaute „Monumentalorgel“, die nach einer späteren Erweiterung über 72 Register verfügt und alle Möglichkeiten der Wiedergabe spätromantischer Musik bereithält. Schmidts erstes großes Orgelwerk entstand 1916 während der Arbeit an seiner zweiten Oper Fredigundis und nutzt das Eröffnungsthema dieser Oper, die „Königsfanfaren“, als Grundlage für Variationen mit abschließender Fuge. Andreas Jetter macht in seiner mitreißenden Deutung klar, dass die Variationen in enger Beziehung stehen zu der im Mittelalter angesiedelten dramatischen Opernhandlung. Dabei bleibt die Musiksprache, ein wenig an Max Reger erinnernd, im Bereich der Tonalität, die durch Chromatik bis an ihre Grenzen geführt wird. Die Kontraste zwischen innigem „Seelenspiegel“ und drastischer Kampfstimmung werden effektvoll ausgespielt. Leider führt die lange Nachhallzeit der Orgel von etwa fünf Sekunden dazu, dass die besonders dichten kontrapunktischen und modulatorischen Vorgänge bei raschen Tempi verschleiert werden. Dort herrscht dann einfach der schwer durchschaubare Monumentalcharakter vor

Spiel mit Kirchentonarten

Die halbstündige Chaconne cis-Moll aus dem Jahr 1925 ist dank der klareren Struktur leichter zu verfolgen. Die farbige Registrierung gibt dem spannungsvollen Werk einen symphonischen Charakter, und nur hier und da tauchen bei dynamischen Aufgipfelungen ähnliche Nachhallprobleme auf wie bei den „Königsfanfaren“. Dass den übergeordneten Abschnitten vier Kirchentonarten zugeordnet sind, mag die tiefgreifende, ernsthafte Konzeption dieses gewichtigen Werks verdeutlichen.

Vier kleine Choralvorspiele, entstanden 1926, sind als Zyklus gedacht und werden von Andreas Jetter in der Folge langsam- schnell-langsam-schnell mit Bedacht in Beziehung gesetzt. Auch hier überzeugen vor allem die ruhigen Stücke: O Ewigkeit, du Donnerwort mit hörbarem Sekundkanon, O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen mit reicher Harmonik bei verziertem cantus firmus. Gespannt sein darf man auf die in Vorbereitung befindliche zweite CD mit Orgelwerken Schmidts, darunter die vielgespielte Toccata C-Dur.

Das Booklet (in deutscher und englischer Sprache) bietet lesenswerte Überlegungen des Interpreten zur künstlerischen Entwicklung Franz Schmidts und insbesondere zu seinem Orgelschaffen.

Prof. Klaus Trapp [02.05.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Andreas Jetter (Orgel)