Richard Rössler
Sextet op. 16 • Piano Quintet op. 28
cpo 555 537-2
1 CD • 66min • 2022
23.12.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Richard Rösslers Werke sind Raritäten, deren Erkundung sich lohnt. Rössler, der 1880 in Riga geboren wurde, gehört zu den spätromantischen Komponisten im Fahrwasser von Johannes Brahms. Das Wiener Artis-Streichquartett, der Pianist Oliver Triendl sowie zwei Bläser-Kollegen bringen nun eine Ersteinspielung zweier kammermusikalischer Werke Rösslers auf den Markt. Es handelt sich um eine Koproduktion des Labels cpo, das sich immer wieder um vergessene Musik verdient macht, mit dem Bayerischen Rundfunk.
Richard Rössler, Sohn eines böhmischen Kapellmeisters, studierte an der Berliner Musikhochschule. Hier war er bis in die fünfziger Jahre hinein selbst als Klavierprofessor tätig und hatte zahlreiche namhafte Schüler.
Im Brahms-Schatten
Am Klavier machte sich Rössler vor allem als Bach-Interpret einen Namen. Als Komponist orientierte er sich hingegen an Brahms. Seine Lieder, Klavierstücke und kammermusikalischen Werke entstanden zumeist vor 1920 – dann erkannte er wohl selbst, dass die modernen Entwicklungen seiner Zeit an ihm vorbei zogen.
Vorliegende CD verweist auf einen Schwerpunkt in Rösslers Schaffen: die vom Klavier dominierte Kammermusik. Sein Sextett op. 16 für drei Streicher, Klarinette, Horn und Klavier aus dem Jahre 1916 weist die klassische viersätzige Folge auf. Der Kopfsatz im behäbigen Dreiertakt ist als barocke Passacaglia angelegt. Pianist Oliver Triendl verleiht seiner siebentaktigen Eröffnung eine archaisch anmutende Kraft. Der Klarinettist Pascal Moraguès und der Hornist José Vicente Castelló komplettieren das Ensemble einfühlsam und spielfreudig.
Rösslers blühende, gesangliche Melodien könnten durchaus von Brahms stammen, während die Dichte der Verarbeitung eine eigenständige Sprache aufweist, die an seine Zeitgenossen Strauss oder Reger erinnert. Die beteiligten Musiker realisieren Rösslers noblen, zart-melancholischen Stil. Im turbulenten Scherzo drehen sie motorisch auf; im Andante entfalten sie machtvolle Steigerungen.
Frohsinn und Innigkeit
Das Klavierquartett op. 28 entstand während des Ersten Weltkrieges, wobei sich in der Musik keine Spuren der äußeren Ereignisse erkennen lassen. Die Artis-Streicher und Oliver Triendl zeigen einen melodischen Reichtum auf, dessen Spektrum von Innigkeit bis zu draufgängerischem Frohsinn reicht. Rösslers überraschende harmonische Wendungen leuchten sie empfindsam aus.
Am Gelingen dieser Aufnahme haben auch die professionelle Tontechnik und die hervorragende Akustik des Historischen Reitstadels von Neumarkt in der Oberpfalz ihren Anteil. Ein weiterer Pluspunkt ist das ausführliche CD-Beiheft zu Leben und Werk dieses entdeckenswerten Komponisten.
Antje Rößler [23.12.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Rössler | ||
1 | Sextett Es-Dur op. 16 für Violine, Viola, Violoncello, Klarinette, Horn und Klavier | 00:30:15 |
5 | Klavierquintett A-Dur op. 28 | 00:35:46 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Artis-Quartett Wien (Streichquartett)
- Pascal Moraguès (Klarinette)
- José-Vincente Castelló (Horn)