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Clavecin soleil

The Sun King's Harpsichordists
Slobodan Jovanović

Thorofon CTH2684

1 CD • 79min • 2021

03.12.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
Empfehlung

Erneut legt der serbische Cembalist Slobodan Jovanović, nach zwei CDs „The Italianate Bach“, eine Konzept-CD vor, diesmal Cembalomusik von Komponisten, die am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. gewirkt haben. Und wieder ist man fast berauscht von der prachtvoll rauschenden Musik, die hier auch von der Tonregie unterstützt wird: Das zweimanualige Cembalo, das Jovanović spielt, ist ein Nachbau von Eckehart Merzdorf nach den Instrumenten des französisch-königlichen Hofinstrumentenbauers Pascal-Joseph Taskin. Den Klang dieses Instrumentes fängt die Tonregie vollumfänglich ein, vor allem die sonoren Basstöne. Der Raumklang der Laurentiuskirche in Karlsruhe ist ebenso präsent. Das gibt dem Cembalo-Klang fast überfallmäßig popmusik-artige Fülle und lässt beim Hören – vor allem beim Hören mit Kopfhörer – den Körper vibrieren.

Auch eine Komponistin

Wie wichtig dem Sonnenkönig die Musik war, beschreibt Jovanović im ausführlichen Booklet. Dort stellt er auch die Komponisten samt einer Komponistin vor: Natürlich François Couperin „Le Grand“, Louis Marchand (den wir als den kennen, der vor dem Orgel-Wettstreit mit J. S. Bach floh), Nicolas Antoine Lebègue und Èlisabeth-Claude Jacquet de la Guerre, die durchaus einen eigenen Tonfall findet. In Marchands Suite bestechen die gravitätisch-würdevolle Form des Schreitens in der Sarabande (Track 6) und die überaus spritzige Gavotte (Track 8) sowie das abschließende Menuet (Track 10), für das Jovanović ein anderes, trockeneres Register wählt. Wirklich fröhlich ist die Courante gay (Track 16) von Lebègue.

Kühne harmonische Verschraubungen

Der Rest der CD gehört Couperin – von dem man kaum genug kriegen kann, so fantasie- und einfallsreich und so farbenreich komponiert er. Und da läuft auch Jovanović zu großer Form auf und demonstriert mit „Substanz, Grandeur und Feinheit“ (so das Booklet), die hohe Kunst des Cembalo-Spiels, die Couperin in seinem Buch beschreibt. Köstlich sind die Titel der Stücke, die so etwas wie barocke Programm-Musik vermuten lassen: Le Réveil-matin (Track 1) weckt einen sofort auf durch gehörigen Tasten-Rumor wie ein lärmender Morgen-Wecker. In und hinter und unter den Klängen der Sarabande mit dem Titel Les Vieux Seigneurs (Track 20) bebt und zittert es mit großer Überwältigungskraft, die Jovanovič aus jedem der zahlreichen Triller holt. Den Reiz der einzelnen Tonarten kostet er gehörig aus, ob das düster-schmerzliche c-Moll in La Ténébreuse (Track 22) und La Lugubre (Track 25) oder das für Couperin so heimelige h-Moll im Huitième Ordre: etwa die fröhlichen Weinleserinnen (Les Vendangeuses Track 38) oder die sich immer wieder brechenden Wellen in Les Ondes (Track 40), vor allem die kühnen harmonischen Verschraubungen in der ziemlich langen Passacaille (Track 30). Von den berühmten Baricades Mistérieueses hätte man gerne mehr als nur eine gehört.

Mithineingeschmuggelt hat Slobodan Jovanović ein Stück, das er selber komponiert hat, das mit seinem Titel (High And Low Of The Aeronautic Feather) die Feder, woraus ein Kiel für Ton-Erzeugung eines Cembalos geschnitzt wird, feiert und in dem er den Cembaloklang gekonnt in die Moderne übersetzt: eine klangvolle Hommage an das Cembalo und ein Beweis für Jovanovićs immerwährende Cembalo-Begeisterung.

Rainer W. Janka [03.12.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Slobodan Jovanović (Cembalo)